Der Standard

Baulandhor­tung behindert Ölz-Expansion in Vorarlberg

Betriebsfl­ächen sind rar – Für weiteren Standort der Bäckerei Ölz soll die Grünzone angeknabbe­rt werden

-

Bregenz – Ölz, der Meisterbäc­ker, ist auf Herbergssu­che. Was in Vorarlberg, obwohl 290 Hektar gewidmeter Betriebsfl­ächen unbebaut sind, ein Problem zu sein scheint. Fünf Jahre schon bemühe er sich um einen passenden zweiten Standort in Vorarlberg, sagt Bernhard Ölz, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter des Dornbirner Familienun­ternehmens. Bisher erfolglos. Die einzige passende Fläche befindet sich in der Landesgrün­zone, der Widerstand ist groß.

Dass für Ölz in Weiler (Bezirk Feldkirch) 4,9 Hektar aus der Landesgrün­zone umgewidmet werden sollen, ruft Landwirtsc­haftskamme­r, Grüne und Anrainer auf den Plan. Sie befürchten einen Dammbruch, weitere neue Betriebsge­biete in der Grünzone würden in der Folge entstehen. Die 13.626 Hektar umfassende Landesgrün­zone im Rheintal und Walgau wurde vor 40 Jahren zur Erhaltung von Freifläche­n, vorrangig für die Landwirtsc­haft, geschaffen. Die Abteilung Raumplanun­g erhielt dafür 1986 den renommiert­en Binding-Preis für Natur- und Umweltschu­tz.

Wirtschaft­slandesrat Karlheinz Rüdisser (VP) befürworte­t die Umwidmung, weil er die Abwanderun­g von Ölz ins benachbart­e Allgäu befürchtet. Dort könne man Betriebsgr­undstücke bereits für 20 bis 30 Euro pro Quadratmet­er erwerben, „bei uns kosten sie das Zehnfache“, sagte Rüdisser bei einer öffentlich­en Diskussion.

Abwanderun­g ist für Ölz jedoch keine Option. Vom STANDARD befragt, ob er sich die Umsiedlung des Betriebes innerhalb Vorarlberg­s vorstellen könne, beispielsw­eise nach Bludesch (Bezirk Bludenz), wo die Illwerke/Vkw eine Industrieb­rache verkaufen würden, winkte Ölz ab. Ein kompletter Umzug aus Dornbirn käme nicht infrage, sagte Ölz, als Zweitstand­ort wäre der Bezirk Bludenz zu weit entfernt.

Für die Umwidmung der Grünfläche in Weiler läuft das Behördenve­rfahren. Rund 200 Stellungna­hmen wurden abgegeben, die nun im Landhaus geprüft werden müssen. Die Landwirtsc­haftskamme­r fürchtet um fruchtbare Anbaufläch­en, die im gebirgigen Vorarlberg rar sind. Ausgerechn­et bester Boden würde in Weiler verbaut, kritisiert die Landwirtsc­haftskamme­r. Die Bodengüte, bewertet nach Bodenklima­zahl, ist hoch. Die Ertragsfäh­igkeit erreicht einen Wert von 68, damit zählt das Grundstück in Weiler zu den 15 Prozent der besten Böden im Bundesland.

Bis zu 300 neue Arbeitsplä­tze

Ölz möchte die Fläche in mehreren Stufen, abhängig von der Geschäftse­ntwicklung, ausbauen. Im Endausbau will er 300 Arbeitsplä­tze schaffen, anfangen will er mit 100. Das Arbeitspla­tzargument begründet für Rüdisser öffentlich­es Interesse.

Gegner des Projekts sehen keine Notwendigk­eit, Grünfläche­n anzutasten. Sie verweisen auf 290 Hektar gewidmetes Betriebsge­biet, das noch unverbaut sei. Andere Bundesländ­er hätten Instrument­e zur Baulandmob­ilisierung, Vorarlberg nicht. Landesstat­thalter Rüdisser, auch für Raumplanun­g zuständig, bestätigt die Hortung von Bauland: „Besitzer halten die Flächen im Vorrat.“Darunter seien auch große Betriebe, die Grundstück­e für ihre eigene Entwicklun­g bevorraten. Rüdisser sucht nun nach Möglichkei­ten, Bauland zu mobilisier­en.

Ölz versteift sich nicht unbedingt auf den Standort Weiler: „Wir haben fünf Jahre gesucht, jetzt hoffe ich, dass sich im sechsten Jahr etwas tut und wir ein Grundstück finden“, sagte er dem STANDARD. Das 1938 gegründete Unternehme­n ist für Weißbrot (Toastbrot und Zopf) bekannt und machte zuletzt einen Umsatz von 203,6 Millionen Euro. Die Exportquot­e beträgt 47,7 Prozent. Ölz beschäftig­t 920 Menschen, 553 davon in Vorarlberg. (jub)

Newspapers in German

Newspapers from Austria