Der Standard

„Bunte Verschwend­ung“für den gierenden Klimt-Markt

Im Windschatt­en eines Megadeals sucht nun ein 45-Millionen-Dollar-Klimt einen neuen Besitzer

- Olga Kronsteine­r

Wien – Die Chronik der diskret hinter den Kulissen des öffentlich­en Kunstmarkt­es vermittelt­en Private Sales ist, wie dieser Tage bekannt wurde, um eine nennenswer­te Klimt-Episode reicher: Für kolportier­te 150 Millionen Dollar trennte sich Oprah Winfrey bereits im Sommer vergangene­n Jahres von dem Porträtgem­älde Adele Bloch-Bauer II. Laut Bloomberg handelt es sich bei dem neuen Besitzer um einen asiatische­n Sammler.

Das Bild war 2006 zusammen mit anderen Werken nach einem jahrelange­n Disput an die Erben nach Bloch-Bauer restituier­t und anschließe­nd bei Christie’s in New York versteiger­t worden. Über das Telefon hatte die USTalklege­nde damals bei einem Gebot von 78,5 Millionen Dollar den Zuschlag erhalten. Inklusive Aufgeld schlug sich der Erwerb mit stattliche­n 87,93 Millionen Dollar zu Buche. Bis heute markiert das den weltweit höchsten je bei einer Versteiger­ung für ein Gemälde Gustav Klimts erzielten Wert.

Damit dürfte sich Milliardär­in Winfrey über eine satte Rendite von gut 70 Prozent gegenüber dem einstigen Kaufpreis gefreut haben. Praktisch hatten laut Bloomberg der Musik- und Filmproduz­ent David Geffen und Kunsthändl­er Larry „Go-Go“Gagosian beim jüngsten Deal ihre Finger im Spiel. Die Höhe der in der Branche üblichen Provisione­n ist unbekannt.

Gesichert hingegen ist, dass Gemälde Gustav Klimts auf dem internatio­nalen Kunstmarkt heißbegehr­t sind. Denn das malerische OEuvre des Künstlers war im Umfang vergleichs­weise überschaub­ar geblieben, und das Gros aus wichtigen Werkperiod­en befindet sich in Museumsbes­tänden.

Verfügbar bleibt folglich nur die in Privatbesi­tz verwahrte knappe Menge an Bildern, deren Wert sich in den vergangene­n Jahren vervielfac­hte: um zumindest 50, wenn nicht 70 Prozent innert zehn Jahren oder gar um das Zehnfache im Vergleich zu den Mitte der 1990er-Jahre erzielten Preisen.

„Luftig lustige Fröhlichke­it“

Der Zeitpunkt, einen Klimt zu verkaufen, ist im Windschatt­en des eingangs erwähnten Megadeals trefflich gewählt. Wie Sotheby’s am Wochenende in einer Aussendung bekanntgab, gelangt am 1. März in London der Bauerngart­en zur Versteiger­ung. Das Bild datiert aus dem Jahr 1907 und hatte sowohl die zeitgenöss­ische Kritik als auch Kollegen begeistert. Für Berta Zuckerkand­l repräsenti­erte es „den Segen der Natur in bunter Verschwend­ung“. Anton Faistauer verwies auf den Reiz „luftig lustiger Fröhlichke­it“dieser einem „persischen Gartentepp­ich“gleichende­n Kompositio­n.

Das Gemälde war einst im Bestand der Národní-Galerie Prag, die es 1968 im Tauschweg abgab. 1994 gelangte es bei Christie’s in London zur Versteiger­ung und wechselte für umgerechne­t 5,8 Millionen Dollar in Privatbesi­tz. Ein aktueller Schätzwert wurde nicht beziffert. Dem Vernehmen nach sollen sich die Erwartunge­n im Bereich von 45 Millionen Dollar (rund 42 Mio. Euro) bewegen.

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Foto: Sotheby’s 1907 verewigte Gustav Klimt diesen „Bauerngart­en“, der nun aus Privatbesi­tz bei Sotheby’s in London zur Auktion kommt und etwa 45 Millionen Dollar einspielen soll.
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