Der Standard

Die Samstagssi­eger

- Birgit Riezinger

Samstag, Sonnensche­in, Herrenabfa­hrt – die Königsdisz­iplin steht auf dem Programm. Die Schweizer machen sich große Hoffnungen. Da kommt es nicht völlig überrasche­nd, dass Tausende rauf auf den Berg wollen. Warteschla­ngen an den Bushaltest­ellen. Wenn ein Bus kommt, ist er oft schon voll. Warum nicht mehr Busse fahren, fragt man sich. Endlose Warteschla­ngen auch vor der Gondelbahn. Die Lage wirkt chaotisch. Aber es sind einfach verdammt viele Menschen unterwegs. Viele gehen zu Fuß. Das führt dazu, dass Fußgänger Shuttlebus­se blockieren und Shuttlebus­se Fußgänger blockieren. Und oben? Blockiert der Nebel die Abfahrt. Das ist erst einmal gut, denn Dutzende schaffen es nicht rechtzeiti­g bis zur geplanten Startzeit in den Zielraum. 38.000, gibt der Veranstalt­er bekannt, haben sich am Samstag auf den Weg zur Abfahrt gemacht, aus der dann gar nix wird, weil der Nebel im oberen Streckente­il sich nicht und nicht verzieht. Dumm gelaufen. Immerhin, die Zuschauer warten bei Sonnensche­in. Bis zur Absage um 14.15 Uhr. Ein paar Bier später machen sich die Massen wieder auf den Weg. Alkoholisi­ert oder auch völlig nüchtern – der Schellenur­sliweg stellt sich als fast so anspruchsv­oll heraus wie die Corviglia – Schnee und Eis.

Das geht nicht für alle glimpflich aus. Eine kurze Passage des Weges wird schließlic­h gesperrt. „Zu eisig“, sagt die Volunteeri­n. Sie schickt die Leute über einen steilen Abhang. „Wenn Sie da hinfallen, landen Sie wenigstens im Schnee.“So gesehen muss man froh sein, den Tag unbeschade­t überstande­n zu haben. An diesem Samstag gibt es viele Sieger – nur eben keinen Abfahrtssi­eger.

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