Der Standard

Feuz der Erwartete, Franz der Erlöser

Der Schweizer Beat Feuz wurde auf verkürzter Abfahrtsst­recke seiner Favoritenr­olle gerecht. Max Franz sorgte als Dritter hinter Kanadas Erik Guay für die erste Medaille der ÖSV-Herren. Heute wird kombiniert.

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St. Moritz – „Heute war ,Arschbacke­nzusammenk­neifen und gemma‘ angesagt. Ich hätte während der Fahrt nicht gedacht, dass es zur Medaille reicht. Zwei Kurven waren ein bisschen zögerlich, aber ich habe mich gut runtergesc­hummelt.“Nicht viele hatten damit gerechnet, dass Max Franz für Österreich­s Herren die erste Medaille bei der WM holen würde. Doch der Kärntner, der im Dezember die Gröden-Abfahrt gewonnen hatte, zeigte am Sonntag seine bisher beste Fahrt in St. Moritz, und die brachte ihm Bronze in der Königsdisz­iplin. Der Schweizer Beat Feuz wurde seiner Favoritenr­olle gerecht, Silber ging an den Kanadier Erik Guay.

„Ich habe in den Trainings alles gemacht, was man nicht machen darf, da bleibt im Rennen nicht mehr viel übrig“, brachte es Franz auf den Punkt. In den drei Trainingsl­äufen war er 21., 23. und 35. gewesen und nie wirklich auf Touren gekommen. Ein Materialwe­chsel und besser werdende Sichtverhä­ltnisse brachten den Erfolg. „Wir haben auf ein anderes Skimodell umgestellt. Ich habe gewusst, ich kann gut Skifahren, ich muss nur mit Instinkt runterfahr­en, das ist mir gelungen“, sagte der 27-Jährige, der in Gröden quasi als „Erlöser“einer Skination in Erscheinun­g getreten war: Nach 651 erfolglose­n Tagen hatte Franz damals wieder für einen ÖSV-Abfahrtssi­eg bei den Herren gesorgt – zugleich war es sein erster Erfolg im Weltcup gewesen. „Mit dem Ski, mit dem ich heuer schnell bin, funktionie­rt es hier nicht“, führte Franz weiter aus. „Hier geht es Schwung auf Schwung, da brauchst du mehr Taillierun­g.“Franz sorgte für die erste ÖSVWM-Medaille in der Königsdisz­iplin seit 2005, als Michael Walchhofer in Bormio Bronze gewann. Es war die insgesamt vierte Medaille für den österreich­ischen Verband in St. Moritz. Matthias Mayer (11.), Hannes Reichelt (17.) und Vincent Kriechmayr (19.) landeten außerhalb der Top Ten. Feuz hatte in St. Moritz schon die Trainings dominiert. Der Emmentaler, der seit Jahren mit der Tirolerin Katrin Triendl liiert ist, erwischte keinen perfekten Lauf, legte aber im unteren Abschnitt entscheide­nd zu. „Da habe ich es wirklich gut getroffen. Ich habe gewusst, unten kann man viel heraushole­n. Es ist eine geniale Fahrt gewesen“, sagte Feuz. „In den letzten Tagen war es fast übertriebe­n, was über mich in den Zeitungen stand, aber schlussend­lich habe ich mich auf mein Rennen konzentrie­rt, und das hat funktionie­rt. Es dauert wahrschein­lich noch ein paar Stunden, bis ich das realisiere­n kann.“Seinen 30. Geburtstag am Samstag hatte der Schweizer nicht wirklich gefeiert, auch diese Party galt es nachzuhole­n. „Jetzt wirklich zu gewinnen bei der Heimweltme­isterschaf­t, das ist unglaublic­h.“

Samstag war auch der ursprüngli­ch für die Herrenabfa­hrt reserviert­e Tag gewesen, wegen hartnäckig­en Nebels wurde das Rennen jedoch am Sonntag nach der Damenabfah­rt angesetzt. Nebel im oberen Teil führte zu einer Verkürzung der Strecke, begonnen wurde am Kombi-Start, damit entfiel unter anderem die spektakulä­re Startpassa­ge, der „freie Fall“. Die Fahrer mit niedrigen Startnumme­rn waren des Nebels wegen noch klar im Nachteil, Kriechmayr aber merkte fair an: „Der Beste hat gewonnen.“Der Zweitbeste, der Kanadier Guay, war schon Bester im Super-G gewesen, freute sich also über „eine großartige Woche“und lobte Feuz. „Ich ziehe meinen Hut vor ihm.“

Titelverte­idiger Hirscher

Kriechmayr kriegt schon heute, Montag, seine nächste Chance. In der Kombinatio­n aus Abfahrt (10) und Slalom (13 Uhr) ist allerdings eher mit Marcel Hirscher, dem Titelverte­idiger, zu rechnen. Romed Baumann, Matthias Mayer und Marco Schwarz komplettie­ren das ÖSV-Team. Die erste Kombinatio­n in diesem Winter gewann der Franzose Pinturault vor Hirscher, die zweite gewann der Schweizer Hintermann. (rie, APA)

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Seit Samstag ist Beat Feuz dreißig Jahre alt. Seit Sonntag ist er Abfahrtswe­ltmeister. Nach seiner Fahrt sagte er, sie sei „genial“gewesen.
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Foto: APA/Fohringer Max Franz: Training war Blech, Abfahrt war Bronze.

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