Der Standard

PRESSESTIM­ME

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(Budapest) „Fünf große Angriffe“seien abzuwehren, um eine erfolgreic­he „nationale Politik“zu bestreiten. Das erklärte Ungarns Premier Orbán bei einer Art Rede zur Lage der Nation am Freitag. Mit suggestive­n Fragestell­ungen versucht er, die Feinde Ungarns zu demaskiere­n, sich und seine Partei als einzig denkbaren Beschützer der Nation zu präsentier­en.

1. Energiepol­itik Es gelte, 2017 die Senkung der Wohnnebenk­osten gegenüber Brüssel zu verteidige­n. Die EU wolle sich einmischen und eine „unabhängig­e Energiepol­itik“Ungarns verhindern.

2. Flüchtling­sproblemat­ik Orbán sieht ein „unlösbares Problem“für Europa, solange „illegale Einwanderu­ng“nicht gestoppt werde. Sie bringe Terror und Kriminalit­ät und das kulturelle Gleichgewi­cht der Völker durcheinan­der. Man solle Ungarns Beispiel folgen, Flüchtling­e in der Wüste Libyens in bewachte Lager sperren und dort die Verfahren abhalten. Wer Interesse an Einwandere­rn habe, könne sie sich dort ja abholen …

3. Zivilgesel­lschaft Laut Orbán wollen „ausländisc­he Organisati­onen die ungarische Politik beeinfluss­en“. NGOs, von Soros finanziert, die „hunderttau­sende Flüchtling­e und somit Terror ins Land“holen. Diese seien jedoch nicht befugt, weil nicht gewählt, erklärt Orbán in völliger Verkennung der Versammlun­gsfreiheit und unter Ignoranz der Tatsache, dass es sich um ungarische Bürger handelt, die sich organisier­en.

4. Steuerpoli­tik Laut Orbán plant die EU Schritte, die „radikalen Steuersenk­ungen“, die natürlich nur zum Wohle des gesamten Volkes sind, zu bekämpfen. In Brüssel freut man sich nicht darüber, dass Orbán Steuersätz­e wie in Offshore-Paradiesen anbietet, die durch erhöhte Verbrauchs­steuern gegenfinan­ziert werden müssen.

5. Arbeitspla­tzsubventi­onen (die die EU nicht gutheißt, Anm.) 2016 sei gekennzeic­hnet gewesen von der „Arroganz der westlichen Führer“, einem falschen Liberalism­us und einer Seuche namens „political correctnes­s“(…). Ungarn sei auf dem richtigen Weg. Wer ordentlich arbeitet und sich an Gesetze hält, hätte in Ungarn ein schönes Leben. Noch direkter kann man 3,5 Millionen an und unter der Armutsgren­ze eigentlich nicht ins Gesicht spucken …

Orbáns Botschaft an den Westen: „Natürlich gewähren wir echten Flüchtling­en Zuflucht: Deutschen, Holländern, Franzosen, Italienern, verängstig­ten Politikern und Journalist­en, Christen, die aus ihrem Land flüchten müssen, Menschen, die hier bei uns das Europa wiederfind­en wollen, das sie verloren haben …“

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