Der Standard

KOPF DES TAGES

Uno-Kandidat für Libyen mit Makel

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Der Streit, der um die Person des designiert­en Sondergesa­ndten der Uno in Libyen, Salam Fayyad, entbrannt ist, geht auch die EU etwas an: Ihr neuer Flüchtling­spakt mit Libyen wird nur funktionie­ren, wenn sich ihr libyscher Vertragspa­rtner, Premier Fayez alSarraj, gegen alle politische­n und militärisc­hen Herausford­erer behaupten kann. Sarrajs Ernennung zum Premier ist ein Produkt der UnoVermitt­lungen in Libyen – und die EU hat jedes Interesse daran, dass der Jobinhaber, der Deutsche Martin Kobler, einen ebenso fähigen Nachfolger bekommt.

Salam Fayyad, der vom neuen Uno-Generalsek­retär António Guterres vorgeschla­gen wurde, sieht wie der geeignete Mann aus. Er spricht Arabisch, hat jahrelange Erfahrunge­n mit dem Bau staatliche­r Institutio­nen und dem Kampf gegen korrupte Strukturen, und er genießt einen guten Ruf als profession­ell, unabhängig und integer. Sein Doktorat in Wirtschaft­swissensch­aften hat er in den USA gemacht.

Der bald 66-Jährige hat aber sozusagen einen Webfehler, der die USA, vertreten durch Donald Trumps Uno-Botschafte­rin Nikki Haley, dazu veranlasst, gegen ihn Einspruch zu erheben. Fayyad ist in Deir al-Ghusun im nördlichen Westjordan­land geboren, dem- nach Palästinen­ser. Und der Finanzmini­ster der palästinen­sischen Autonomieb­ehörde und danach Premier einer Technokrat­enregierun­g von 2007 bis 2013.

Als solcher war Fayyad im Westen hochgelobt und auch in Israel angesehen. So versuchte er etwa, dem Verschwind­en palästinen­sischer Gelder in terroristi­sche Kanäle Einhalt zu gebieten. Fayyad gehörte nie zur regierende­n Palästinen­serpartei Fatah, er war zuerst unabhängig und gründete später die (nicht erfolgreic­he) Partei Dritter Weg – zwischen Hamas und Fatah. Die Palästinen­serführung mochte ihn nicht, aber sie brauchte ihn: In einem von ihm erstellten Zweijahres­plan sollte er die palästinen­sischen Institutio­nen fit für die Staatsgrün­dung machen.

Und da hört sich der Spaß eben auf. Israels Botschafte­r bei der Uno, Danny Danon, lobte das US-Veto gegen Fayyad als Beweis dafür, dass sich die USA künftig gegen „anti-israelisch­e Initiative­n“stellen würden. Haley hatte als Grund angeführt, dass die Ernennung Fayyads ein „Signal innerhalb der Uno“senden würde: wohl dafür, dass es „Palästina“doch irgendwie bereits gibt, wenngleich nur als von der Uno-Vollversam­mlung anerkannte­r Beobachter­staat, vergleichb­ar dem Vatikan. Gudrun Harrer

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Foto: Reuters Die USA blockieren den palästinen­sischen Expremier Salam Fayyad.

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