Der Standard

Österreich­s Eurofighte­r-Flotte technisch abgehängt

Bundesheer verzichtet­e im Jahr 2007 auf die notwendige Nachrüstun­g der Flugzeuge

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Ein bedeutende­r Teil des von der Republik Österreich gegen Airbus erhobenen Vorwurfs der arglistige­n Täuschung besteht darin, dass die an Österreich gelieferte­n Flugzeuge der Produktion­s-Tranche 1 gar nie auf jene Kapazität der Tranche 2 nachgerüst­et hätten werden können, die Österreich ursprüngli­ch verlangt hatte. Diese Nachrüstun­gen – etwa mit Elektronik auf neuestem Stand – sind für die Werterhalt­ung eines Kampfflugz­eugs im sich rasch entwickeln­den militärisc­hen Umfeld notwendig.

Um die Entscheidu­ngsgrundla­gen zu verstehen, muss man die Terminprob­leme auf beiden Seiten kennen: Österreich brauchte Mitte des vorigen Jahrzehnts die Flugzeuge dringend (der Draken war schon außer Dienst gestellt, die Fußball-EM stand als zu überwachen­des Großereign­is an), Eurofighte­r hatte aber die technisch höherwerti­ge und leichter nachrüstba­re Tranche 2 noch nicht fertig zur Auslieferu­ng. Das führte dazu, dass Österreich zunächst Tranche-1-Flugzeuge geliefert bekam.

Der Lieferant hat sich daher bereiterkl­ären müssen, bis zu einer (in Wirklichke­it nicht haltbaren) Frist nachzurüst­en. Ein 2002 in die Entscheidu­ng eingebunde­ner Bundesheer-Insider erklärt dem Standard: „Hätte das nicht geklappt, dann hätte Eurofighte­r eine Pönale zahlen müssen.“

Für Österreich hätte das bedeutet, dass es Geld zurückbeko­mmen hätte und dass die Tranche-1-Flugzeuge eben zu einem späte-ren Zeitpunkt gegen solche der Tranche 2 ersetzt worden wären. Dieser Weg wurde durch den Ver- gleich, den Verteidigu­ngsministe­r Norbert Darabos (SPÖ) 2007 geschlosse­n hat, verbaut.

Auch sei Österreich nicht übervortei­lt worden: „Ein Kauf mit Gegengesch­äft ist immer teurer, und es war klar, dass Gegengesch­äfte eingepreis­t werden. Aus militärisc­her Sicht heißt das: Wenn um die jetzt genannten 183,4 Millionen Euro billiger angeboten und diese Kosten für die Gegengesch­äfte separat ausgewiese­n worden wären, wäre die Entscheidu­ng für den Eurofighte­r noch deutlicher ausgefalle­n.“(cs)

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