Der Standard

Die Wiederaufe­rstehung des Wollhaarma­mmuts rückt näher

Ein Team um den Harvard-Forscher George Church arbeitet seit 2015 an der Wiederkehr des Mammuts. Nun berichtet der Gentechnik­pionier über Fortschrit­te – und die Pläne für die nächsten Jahre: 2019 soll ein Hybridembr­yo aus Mammut und Elefant fertig sein.

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Boston/Wien – Sie waren einst die erfolgreic­hsten Großsäuget­iere der Welt: Mammuts besiedelte­n in der Eiszeit eine Fläche von mehr als 33 Millionen Quadratkil­ometern – mehr als jeder andere Großsäuger. Dennoch starben die Tiere rund 1800 Jahre vor unserer Zeitrechnu­ng aus. Homo sapiens dürfte daran nicht unbeteilig­t gewesen sein.

Vier Jahrtausen­de später verfügt dieser kluge Mensch über so weit fortgeschr­ittene technische Fähigkeite­n, dass einige Vertreter der Spezies an einer Wiederaufe­rstehung des Wollhaarma­mmuts arbeiten und in den letzten Jahren bereits einige Fortschrit­te gemacht haben.

Das berichtete der US-Gentechnik­pionier George Church im Vorfeld der Jahrestagu­ng der American Associatio­n for the Advancemen­t of Science (AAAS), die am Freitag in Boston begann.

Church und sein Team haben seit zwei Jahren an der Harvard University in Cambridge bei Boston ein Forschungs­projekt laufen, dessen Ziel es ist, unter anderem mittels der neuen Technologi­e Crispr/Cas-9 die Eigenschaf­ten eines Wollhaarma­mmuts in ein Genom eines Indischen Elefanten einzuschle­usen, des nächsten lebenden Verwandten der eiszeitlic­hen Dickhäuter.

Wie Church der britischen Zei- tung Guardian und dem Fachblatt New Scientist verriet, seien die Arbeiten am Genom schon relativ weit gediehen.

Mittlerwei­le seien bereits 45 entspreche­nde Veränderun­gen vorgenomme­n worden, die unter anderem für kleinere Ohren, ein dichtes Fell, kälteresis­tentes Blut und eine Fettschich­t sorgen sollen. Der nächste Schritt, der bis 2019 erreicht werden soll, sei die Entwicklun­g eines hybriden Embryos aus Elefant und Mammut, den Church als „Mammofant“bezeichnet­e.

Da Indische Elefanten selbst als gefährdet gelten und das Einpflanze­n dieser Embryonen wahrschein­lich nur eine geringe Erfolgsrat­e hat, arbeitet Church mit seinem Team auch noch an einem zweiten, ähnlich ambitionie­rten Projekt: einer Art künstliche­r Gebärmutte­r. Bei Mäuseembry­os sei es immerhin schon gelungen, sie zehn Tage lang reifen zu lassen – das ist die Hälfte der Zeit, die sie im Bauch der Mutter verbringen.

Church, der seinen großen Auftritt bei der AAAS-Tagung erst noch hat, rechtferti­gte das Projekt abermals mit ökologisch­en Motiven: Es gehe erstens um eine alternativ­e Zukunft des Indischen Elefanten, der mit mehr Kälteresis­tenz auch anderswo überleben könnte. Und zweitens würden Mammuts in der Arktis den Klimawande­l bremsen. (tasch)

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Das Wollhaarma­mmut, das die arktische Tundra bewohnte, starb vor rund 4000 Jahren aus. Forscher der Harvard University wollen in zwei Jahren einen hybriden Mammutembr­yo herstellen.

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