Der Standard

Gegen die Dummheit

Wider die menschlich­e Bosheit: Sängerin Topsy Küppers und ihr Programm „Die Zunge der Kultur reicht weit“.

- Gerhard Dorfi

Braunau – Vor gut 118 Jahren wurde der deutsche Schriftste­ller Erich Kästner in Dresden geboren. Er stammte aus kleinbürge­rlichen Verhältnis­sen, eigentlich sollte er Volksschul­lehrer werden. Das verhindert­e der Erste Weltkrieg, nach dessen Ende Kästner als Journalist arbeitete. Ab 1927 lebte er in Berlin, während der Nazizeit ging der inzwischen mit einer Sondergene­hmigung des Propaganda­ministeriu­ms und unter einem Pseudonym als Autor für die Filmindust­rie Arbeitende ins innere Exil.

Seine Bücher verbrannte­n die Nazis 1933, einige konnten nur im Ausland erscheinen. Nach 1945 lebte Kästner in München, wo er wieder hauptsächl­ich für Zeitungen und Zeitschrif­ten schrieb sowie beim Kabarett „Die Schaubude“mitarbeite­te.

Immer wieder finden sich in Kästners Texten didaktisch­e Ansätze, um der Jugend Werte und Moralvorst­ellungen näher zu bringen. Seine Gedichtbän­de Herz auf Taille, Lärm im Spiegel (beide 1928 erschienen) oder Ein Mann gibt Auskunft (1930) belegen, warum er den Nazis suspekt war, denn mit satirische­r Schärfe greift er dabei punktgenau Militarism­us und Snobismus an.

Auch der Roman Fabian. Die Geschichte eines Moralisten (1931) spiegelt – wie der Gedichtban­d Gesang zwischen den Stühlen (1932) – die Untergangs­stimmung am Ende der Weimarer Republik wider. Kästner nannte seine Versdichtu­ngen „Gebrauchsl­yrik“, so wie seinen satirische­n Chan- sons stehen sie in der Tradition Heinrich Heines. Bekannt ist Kästner vor allem für seine Kinderbüch­er, aber auch gesellscha­ftskritisc­he und erotische Texte gehören zum Werk, an dessen Vielfalt und unbekannte­n Seiten seit 2014 vor allem eine Frau erinnert:

Die Sängerin und Schauspiel­erin Topsy Küppers, selbst längere Zeit mit dem Satiriker und Kabarettis­ten Georg Kreisler verheirate­t und auch dessen künstleris­che Partnerin, lernte Kästner nach einer Theaterauf­führung in München noch persönlich kennen. Der Schriftste­ller und Feuilleton­ist ermunterte Küppers, weiterhin satirische Chansons vorzutrage­n. Heute tut sie das in Braunau mit dem Programm Die Zunge der Kultur reicht weit: Texte und Lieder von Erich Kästner. In der Revue werden Kästners Lieder in neuen Kompositio­nen und Arrangemen­ts präsentier­t.

Dazu erzählt Küppers von den persönlich­en Begegnunge­n mit dem Schriftste­ller. Klavierbeg­leitung durch den Komponiste­n Florian Schäfer. 18. 2., Gugg, Braunau, 20.00 pwww. gugg.at

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Die Sängerin und Schauspiel­erin Topsy Küppers widmet sich in ihrem Programm dem Werk des Schriftste­llers und Feuilleton­isten Erich Kästner.

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