Klassizismus, verschlüsselt
Im Alter von 16 sah Frank Horvat sich selbst als Dichter, als Schriftsteller und Poeten. 1928 in Abbazia – dem heutigen Opatija – geboren, in Italien und der Schweiz in Privatschulen aufgewachsen, huldigte er Goethe, Schiller, Heine, später dann Rilke und Dantes Divina Commedia, die er auswendig zu rezitieren pflegt. Durch Zufall und Freunde lernte er Baudelaires Fleurs du Mal kennen und verinnerlichte sie. Zur gleichen Zeit kam er in Mailand in Kontakt mit Zeitschriften. Auf Eigeninitiative machte er für Epoca eine Reportage über Lesende in den Abruzzen – in Wort und Bild. Seine erste publizierte Fotostrecke erweckte Interesse bei Verlegern und Modehäusern. Bald schuf er wegweisende Serien für die großen Magazine. Über Jahrzehnte prägte er eine von Respekt und Faszination vor der Weiblichkeit geprägte Bildsprache von Vogue, Harper’s Bazar, Elle, Glamour. Gegen die Usancen des Metiers aber schuf er auch Reportagen humanistischen Charakters. Auf Reisen nach Indien, Pakistan und zu den Unterprivilegierten, der Pariser Demimonde des Varietés, der StripClubs dokumentierte er mit Fingerspitzengefühl und sozialem Engagement. So manches Foto in seinem reichen OEuvre ist durchaus als ikonografisch zu bezeichnen. Zwei neue Publikationen zeigen nun unterschiedliche Facetten seines Schaffens. Please don’t smile präsentiert viel Bekanntes, Grandioses, Glamouröses und Amouröses. Man begegnet Models, Stars und Society; Mastroianni, Deneuve, Moravia, Fellini. Poetisch-private Einblicke bietet der Grandseigneur in seiner Photographic Biography. Archaisch weist er – reduzierend wie in seiner artifiziellen Sichtweise – auf das im Endeffekt wirklich Wesentliche hin. Thema: das Leben, Liebe, Krankheit, Tod, Vertrauen, Versöhnung. Leidenschaft, Schmerz, Vergänglichkeit und vor allem immer wieder die Liebe. Gregor Auenhammer
Frank Horvat, „Please don’t smile“, € 48,00 / 256 Seiten (engl.). Verlag Hatje Cantz, Berlin 2016 Frank Horvat, „Photographic Biography“, € 38,00 / 608 Seiten (engl./dt./frz.). Verlag Hatje Cantz, Berlin 2017