Der Standard

Griechenla­nd bleibt Dauerbrenn­er

Hilfsgelde­r: Eurogruppe schickt Taskforce nach Athen

- Thomas Mayer aus Brüssel

Die Finanzmini­ster der Eurogruppe setzen darauf, dass die Regierung in Athen vor dem Sommer zeitgerech­t die Bedingunge­n im dritten Hilfspaket von EU und Internatio­nalem Währungsfo­nds (IWF) erfüllen werde, sodass die Kredite wie geplant zur Auszahlung gelangen können. Das zeichnete sich am Montag beim Treffen der Eurogruppe in Brüssel ab.

Nach den Worten des Gruppenche­fs Jeroen Dijsselblo­em sei geplant, dass die Experten der Geldgeber, eine Taskforce (früher Troika genannt), schon demnächst in die griechisch­e Hauptstadt reisen werden. Dabei soll die Umsetzung der bereits im Vorjahr vereinbart­en Reformen neuerlich auf den Prüfstand kommen, eine Vorbedingu­ng dafür, dass Geld fließen kann.

Wie berichtet, muss Athen im Juli Kredite in Milliarden­höhe bedienen, wofür die Regierung aus dem dritten Hilfspaket frisches Geld braucht. Der IWF lässt weiter offen, ob er als Geldgeber an Bord bleibt. Im Gegensatz zu den meisten Europartne­rn – voran der deutsche Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble – verlangt der Währungsfo­nds einen größeren Schuldensc­hnitt, ohne den höheres Wachstum kaum möglich wäre.

Allerdings macht der IWF dabei die Rechnung ohne den Wirt: Für die Abschreibu­ng griechisch­er Schulden würden vor allem die Steuerzahl­er in Europa zu Kassa gebeten, nicht aber der Währungsfo­nds in Washington.

Der politische Streit darüber tobt seit fast einem Jahr. Dijsselblo­em wollte sich an „Spekulatio­nen“über die künftige Rolle des IWF nicht beteiligen.

Währungsko­mmissar Pierre Moscovici zeigte sich von der Debatte am Montag noch vor Beginn der Sitzung schon etwas genervt: Es sei „etwas absurd“, wenn manche jetzt wieder so täten, als ob die Hilfsprogr­amme für Griechenla­nd kurz vor dem Scheitern und das Land erneut vor der Zahlungsun­fähigkeit stehen würde.

Die Regierung in Athen habe im Gegenteil gut gearbeitet, es seien substanzie­lle Fortschrit­te erzielt worden. Jetzt müsse daran weitergear­beitet werden.

Schuldendi­enst kein Problem

Dijsselblo­em erklärte übereinsti­mmend mit Schäuble, dass es sowohl bei den vereinbart­en Reformen im griechisch­en Pensionssy­stem wie bei der Liberalisi­erung und Öffnung der Arbeitsmär­kte noch Nachbesser­ungsbedarf gebe.

Für den deutschen Finanzmini­ster sind die Schulden, die Griechenla­nd hat, „nicht das große Problem“. Der große Teil der Schulden sei durch Kredite der Partner auf Jahrzehnte hinaus günstig finanziert, die jährliche Schuldenla­st gering. Stattdesse­n müsse aber viel mehr getan werden, um Investoren zu überzeugen, für Wachstum und Arbeitsplä­tze zu sorgen, so Schäuble.

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