Der Standard

Mindestsic­herung: Warten auf Wiener Reform

Nach FPÖ reichte auch ÖVP Sachverhal­tsdarstell­ung bei der Staatsanwa­ltschaft ein

- David Krutzler

Wien – Deutlich mehr als die Hälfte aller Mindestsic­herungsbez­ieher in Österreich leben in Wien. Im Vorjahr bezogen 191.000 Personen in der Bundeshaup­tstadt diese Sozialhilf­e. Für 2017 hat Wien 700 Millionen Euro dafür budgetiert. Eine notwendige Reform der Mindestsic­herung ist nach dem Scheitern einer bundesweit­en Lösung immer noch ausständig.

In dieser Woche soll sich die rot-grüne Stadtregie­rung aber „auf jeden Fall“zu einer Einigung durchringe­n, heißt es aus dem Büro von Gesundheit­sstadträti­n Sandra Frauenberg­er (SPÖ) zum STANDARD. Verschärfu­ngen beim Zugang – wie in Ober- und Niederöste­rreich beschlosse­n – wird es in Wien nicht geben. Bürgermeis­ter Michael Häupl (SPÖ) machte bereits klar, dass zwischen Asylberech­tigten und Österreich­ern nicht unterschie­den wird. Wie berichtet soll es unter anderem aber vermehrt Sach- statt Geldleistu­ngen geben.

Heftige Kritik am Status quo der Mindestsic­herung in Wien übte der Rechnungsh­of (RH) in einem Rohbericht. Mängel soll es bei der Kontrolle sowie bei Auszahlung­smodalität­en geben. Auch der prognostiz­ierte Anstieg der Kosten auf 1,6 Milliarden Euro im Jahr 2021 wurde kritisiert. Laut Stadt Wien wurde diese Kostenkalk­ulation bereits nach unten korrigiert. Um wie viel, wurde aber auch auf Nachfrage nicht verraten.

Die Wiener ÖVP vermutet strafrecht­liche Missstände und hat bei der Staatsanwa­ltschaft eine Sachverhal­tsdarstell­ung eingereich­t. „Durch das aufgezeigt­e Verhalten der Behörden bzw. der Leitung des Wiener Gesundheit­s- und Sozialress­orts“bestehe der Verdacht des Amtsmissbr­auchs beziehungs­weise des Amtsmissbr­auchs durch Unterlassu­ng, heißt es.

„Mängel beheben“

Im Büro Frauenberg­er wird darauf verwiesen, dass im RH-Rohbericht die Stellungna­hme der zuständige­n Abteilung fehlt. Diese werde gerade finalisier­t. „Wenn es Mängel und Probleme im Vollzug der Mindestsic­herung gibt, dann werden wir alles daran setzen, um diese Mängel zu beheben.“

Bereits im September 2016 hat die Wiener FPÖ zum Thema Mindestsic­herung eine Anzeige gegen die damalige Stadträtin Sonja Wehsely sowie gegen unbekannt eingebrach­t. Vorgeworfe­n wurden Amtsmissbr­auch, Untreue, Betrug und Urkundenfä­lschung. Wehsely ging gegen die auch öffentlich vorgetrage­nen Anschuldig­ungen mit Erfolg vor: Die FPÖ musste Behauptung­en, wonach Wehsely den Beamten der MA 40 rechtswidr­ige Weisungen erteilt habe, als unwahr widerrufen – und eine Geldstrafe von 3000 Euro zahlen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria