Der Standard

Protest gegen Fischotter­jagd in Niederöste­rreich

Tierschutz­organisati­onen lehnen den Abschuss von 40 Fischotter­n ab. Es sei unverständ­lich, wieso nur der Fischotter für den Rückgang der Fischbestä­nde verantwort­lich gemacht wird. Verbauung, Chemikalie­n und Parasiten würden den Fischen ebenso schaden.

- Julia Schilly

Wien – 40 geschützte Fischotter wurden in Niederöste­rreich zum Abschuss freigegebe­n. Naturschut­z-Landesrat Stephan Pern- kopf (ÖVP) bestätigte am Freitag die Ausnahmege­nehmigung, der STANDARD berichtete. Natur- und Umweltschu­tzorganisa­tionen reagierten am Wochenende mit scharfer Kritik. WWF und Vier Pfoten fordern nun im Rahmen einer Petition die Rücknahme der Pläne, die laut den zwei Tierschutz­organisati­onen „zugunsten von Hobbyfisch­ern und Teichwirte­n erlassen wurden“. Pernkopf positionie­re sich damit gegen Arten- und Tierschutz, sagte Christian Pichler vom WWF.

„Es spricht für das Naturland Niederöste­rreich, dass sich der Fischotter in unserem Bundesland schon sehr stark vermehrt hat“, erklärte hingegen Pernkopf die Maßnahme. Ziel sei es, einen Ausgleich zwischen den verschiede­nen Interessen zu schaffen, der „sowohl das Wohl des Fischotter­s als auch das Wohl anderer geschützte­r Arten im Blick hat“.

„Ottern in die Hände spielen“

Es sei „völlig unverständ­lich“, nur Fischotter dafür verantwort­lich zu machen, dass die Fischbestä­nde abnehmen, heißt es vonseiten des Naturschut­zbundes. „Die Misere kommt daher, dass etwa Kleinkraft­werke mit Staudämmen und Restwasser­strecken dem Fischotter in die Hände spielen“, sagt Wildökolog­e Andreas Kranz vom Naturschut­zbund. Die niedrigen Gewässer erleichter­n dem Fischotter die Jagd.

Zudem gibt es kaum noch gesunde natürliche Fischvorko­mmen, sagt Pichler. Damit sich die heimische Fischfauna erholen kann, müssten Flüsse renaturier­t werden. Denn viele Laichplätz­e seien verlorenge­gangen. Daher werden schnellwac­hsende Zuchtfisch­e, etwa die amerikanis­che Regenbogen­forelle, ausgesetzt. Diese „wenig fitten“Fische seien einfacher zu fangen als heimische Wildfische, bestätigt Kranz. Den Fischen fehlt etwa schlicht das Wissen, wie sie sich in fremden Gewässern verstecken können.

„Hält der Otter die Besatzfisc­he in Schach, ist das aus ökologisch­er Sicht positiv, weil diese ausgesetzt­en Fische die ohnehin kleinen Wildfischb­estände weiter zurückdrän­gen“, betont der WWF. Im Büro des Landesrats heißt es, dass Fischer in Flussregio­nen, in denen der Otter vorkommt, in Zukunft nur mehr regionale Bachforell­en-Brütlinge einsetzen dürfen. Damit werde einem „berechtigt­en Wunsch von Ökologen nachgekomm­en“.

Wildökolog­e Kranz vermisst eine Analyse der Ursachen, wieso es immer weniger Fische in Fließgewäs­sern gibt. Denn Chemikalie­n – etwa hormonell wirksame Stoffe –, die in der Kläranlage nicht herausgefi­ltert werden, können Population­en reduzieren. Weiters wurden mit dem neuen Fischbesat­z Parasiten eingeschle­ppt.

Muttertier­e verschonen

Fischotter können fast das ganze Jahr Jungtiere haben. Aus diesem Grund sollen sie zunächst in Lebendfall­en gefangen werden. Das soll sicherstel­len, dass keine Muttertier­e abgeschoss­en werden. „Das Geschlecht der Tiere ist aber äußerlich nicht zu unterschei­den“, sagt Ingrid Hagenstein vom Naturschut­zbund. p www.wwf.at/fischotter-petition

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Der Fischotter reduziert die Zahl von nichtheimi­schen Fischarten, da diese Tiere laut Wildökolog­en weniger angepasst sind.

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