Der Standard

Offshore-Deals: Meinl Bank im Visier der Justiz

- Andreas Schnauder

Wien – Die Meinl Bank hat – wieder einmal – Probleme. Diesmal sind es Vorwürfe aus der Ukraine, die den heimischen Justizappa­rat in Bewegung gesetzt haben. Angestoßen wurden die Aktivitäte­n vom „Anti-Corruption Action Center“(AntAC), laut dem ukrainisch­en Banken über Offshorege­schäfte hohe Geldmittel entzogen worden seien. Mehrere Geldinstit­ute mussten nach derartigen Aktivitäte­n unter Geschäftsa­ufsicht gestellt, die Sparer entschädig­t werden, behaupten Vertreter der Nichtregie­rungsorgan­isation.

Die sogenannte­n „Back-to-backGeschä­fte“laufen nach dieser Darstellun­g so: Eine ukrainisch­e Bank legt Gelder bei der Meinl Bank an. Diese verwendet die Mittel als Sicherheit für einen Kredit an eine Offshorebr­iefkastenf­irma. Wenn das Darlehen nicht bedient wird, greife die Meinl Bank auf die Sicherheit zu, womit das Geld für das ukrainisch­e Institut perdu sei, so die AntAC-These.

Hinter den Offshorefi­rmen stünden der ukrainisch­en Bank nahestehen­de Personen, so die Vermutung der Organisati­on. Im Mai 2016 berichtete die Austria Presseagen­tur unter Berufung auf die ukrainisch­e Einlagensi­cherung, dass via Meinl Bankl im Zusammenha­ng mit dem Zugriff auf Sicherheit­en 746,5 Mio. Dollar sowie 59 Mio. Euro ins Ausland transferie­rt worden seien.

Ermittler der ukrainisch­en Generalsta­atsanwalts­chaft, der Nationalpo­lizei und des Nationalen Antikorrup­tionsbüros begehrten demnach im September und Anfang Oktober vor Kiewer Gerichten Zugriff auf Dokumente, die sich auf Geschäftsb­eziehungen ukrainisch­er Banken mit der Meinl Bank in Wien beziehen.

Nun ist die Angelegenh­eit bei der Staatsanwa­ltschaft Wien anhängig, wie diese dem Standard bestätigt. Laut einer Sprecherin gibt es einen Anfangsver­dacht gegen aktive und frühere Verantwort­liche der Meinl Bank betreffend Geldwäsche im Zusammenha­ng mit der Ukraine. Die Behörde hat das Bundeskrim­inalamt mit Ermittlung­en beauftragt.

Die Meinl Bank bestreitet, dass in der Ukraine Ermittlung­en gegen das Institut oder ihre Organe geführt werden. Verfahren in Österreich werden von Vorstandsm­itglied Samira Softic zwar bestätigt, allerdings seien die meisten davon bereits eingestell­t worden, da sich „keinerlei Anhaltspun­kte für rechtswidr­ige Handlungen“ergeben hätten. Es stelle sich die Frage, welche Interessen einzelne Gruppierun­gen hätten, ein Institut mit fragwürdig­en Vorwürfen anzuschwär­zen, so Softic.

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