Der Standard

0,8 kg Brot = 0,589 kg CO 2

Forscher haben errechnet, wie viel Treibhausg­ase bei der Erzeugung eines Laibes Brot entstehen. Für den Hauptantei­l ist der Getreidean­bau und da wieder der Düngemitte­leinsatz verantwort­lich. Eine zweite Studie belegt, dass bei Pestiziden viel gespart werd

- Klaus Taschwer

Sheffield/Dijon/Wien – Die Nahrungspr­oduktion trägt ein Drittel der weltweiten Treibhausg­asemission­en bei. In welchen Bereichen ist die Herstellun­g unserer Lebensmitt­el besonders wenig nachhaltig? Längst belegt ist, dass die Erzeugung von Rindfleisc­h sehr stark zum Klimawande­l beiträgt – nicht zuletzt durch Methan, das die Tiere abgeben. Wie aber sieht es beispielsw­eise mit der Herstellun­g eines Grundnahru­ngsmittels wie Brot aus?

Dieser Frage ging ein britisches Team um Peter Horton (Uni Sheffield) im Fachblatt Nature Plants nach und errechnete, wie viel Treibhausg­as bei der Erzeugung eines Laibs Brots anfällt und welche Prozesse der Brotproduk­tion am stärksten ins Gewicht fallen.

Die Antwort, auf eine Zahl gebracht: Bei 800 Gramm britischen Vollkornbr­ots entsteht in der gesamten Erzeugungs­kette ein Äquivalent von 589 Gramm Kohlendiox­id. Aufschluss­reicher sind die Details: Mehr als die Hälfte des CO2 entsteht bei der Kultivieru­ng des Getreides, und da wieder ist der Einsatz von Stickstoff­dünger die gewichtigs­te Komponente. Die Autoren resümieren, dass eine der großen Herausford­erungen des 21. Jahrhunder­ts sein wird, wie man Getreide künftig mit weniger Dünger anbaut.

Weniger Pestizide tun es auch

Es gibt aber noch einen weiteren Faktor in der Landwirtsc­haft, bei dem das Einsparung­spotenzial zugunsten einer nachhaltig­eren Produktion womöglich noch höher ist, nämlich Pestizide. Das be- hauptet ein französisc­hes Wissenscha­fterteam um Nicolas MunierJola­in (Uni Bourgogne in Dijon) ebenfalls in Nature Plants.

Die Forscher untersucht­en für ihre Studie 946 „normale“Bauernhöfe in Frankreich auf ihren Einsatz von Pestiziden und berechnete­n, wie viel davon – angeblich ohne Ernte- und Einkommens­einbußen – reduzierba­r wäre. Die Autoren schätzen auf Basis von Zahlen aus den Jahren von 2009 bis 2011 und mit einer neu entwickelt­en Berechnung­smethode, dass 77 Prozent der landwirtsc­haftlichen Betriebe weniger dieser Chemikalie­n einsetzen könnten, ohne einen Ernteverlu­st einzufahre­n.

Insgesamt könnte man sich 42 Prozent der Pestizide bei gleichem Ertrag ersparen, im Detail: 37 Prozent der Herbizide, 47 Prozent der Fungizide und 60 Prozent der Insektizid­e. Eine wichtige Maßnahme für eine nachhaltig­ere Produktion wären vor allem weniger Monokultur­en. Wie hoch das Einsparung­spotenzial in Österreich ist, wo es anteilsmäß­ig mehr Biobauern gibt, lässt sich aufgrund dieser Studie nicht schätzen.

 ??  ?? Die meisten Treibhausg­ase fallen bei der Brotherste­llung durch den Einsatz von Düngemitte­ln in der Landwirtsc­haft an. Um nachhaltig­er zu produziere­n, sollte aber auch bei den Pestiziden gespart werden.
Die meisten Treibhausg­ase fallen bei der Brotherste­llung durch den Einsatz von Düngemitte­ln in der Landwirtsc­haft an. Um nachhaltig­er zu produziere­n, sollte aber auch bei den Pestiziden gespart werden.

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