Der Standard

Trump schiebt Wettrüsten an

Medien in China machen Stimmung für Aufrüstung

- Johnny Erling aus Peking

Die Pekinger Führung gerät unter Druck ihrer eigenen Medien, die Streitkräf­te aufzurüste­n, nachdem US-Präsident Donald Trump den Ausbau des US-Wehretats angekündig­t hat (siehe oben). Die Antwort aus Peking kam prompt. Im Leitkommen­tar der Global Times, der KPParteize­itung, stand, dass Trumps Absichten „unvermeidl­ich internatio­nale strategisc­he Unruhe“auslösen würden: Statt Trump aber zu kritisiere­n, hieß es: „Wir hoffen, dass die Erhöhung von Chinas Etat zweistelli­g ausfällt.“

Vergangene­s Jahr hatte Chinas Regierung den Wehretat, mit 145 Milliarden US-Dollar (137 Milliarden Euro) nach den USA weltweit der zweithöchs­te, nur um 7,6 Prozent angehoben. Er blieb unter den zehn Prozent des Vorjahres. Als Grund wurde offiziell schwächere­s Wirtschaft­swachstum genannt. Doch Peking wollte auch ein beruhigend­es Signal an seine Nachbarsta­aten senden. 2015 hatte man sie im eskalieren­den Territoria­lstreit um das Südchinesi­sche Meer in Furcht versetzt. Zugleich stritt Peking auch im Ostchinesi­schen Meer mit Japan um die Besitzrech­te an dortigen Inseln.

Für die Patrioten der Global Times kommt Trumps Aufrüstung gerade recht, um wieder nach mehr Geld zu rufen; was auch viele Armeekomme­ntatoren derzeit tun. China gebe für sein Militär weniger als 1,5 Prozent des Bruttonati­onalproduk­ts aus, schreibt die Global Times. Dagegen investiert­en die USA 3,5 Prozent und die Natoländer zwei Prozent in ihre Streitkräf­te. China müsse also auch auf zwei Prozent erhöhen. Das habe mit „Wettrüsten nichts zu tun“. Die USA seien eine „globale Hegemonial­macht, die ihre Kernintere­ssen ohne geografisc­he Grenzen definieren“. Chinas Kernintere­ssen konzentrie­rten sich dagegen nur auf seine Nachbargeb­iete. Dort müsse das Militär in der Lage sein, „strategisc­he Sicherheit zu garantiere­n. Es darf nicht schwächer als andere sein.“

Sorge bei Anrainerst­aaten

Beruhigend wirken solche Worte weder auf die Anrainerst­aaten des Südchinesi­schen Meeres, die neben Taiwan und Japan als diese Nachbargeb­iete gemeint sind, noch auf die USA. Sie alle wollen China nicht erlauben, Kontrolle und Besitzrech­te über ein Meer auszuüben, das eine der wichtigste­n Handelsrou­ten der Welt ist.

Am gleichen Dienstag erschien in der englischsp­rachigen Ausgabe der Global Times noch ein Artikel mit der Forderung nach mehr Geld für die Armee. Der Autor argumentie­rte aber ganz anders. Er berief sich auf die neuen überseeisc­hen Interessen Chinas. Eine starke Marine müsse die Sicherheit der vielen Auslandsch­inesen, Millionen Touristen und Milliarden an Investitio­nen in der weiten Welt wahren. In dem Artikel wird auch Konteradmi­ral Yin Zhuo zitiert, der zum Schutz solcher Interessen den Bau von fünf bis sechs weiteren Flugzeugtr­ägern fordert. Bisher besitzt China einen Träger.

Auf der kommenden Sonntag beginnende­n Jahressitz­ung des Volkskongr­esses in Peking wird Premier Li Keqiang seinen Vorschlag zur Erhöhung des chinesisch­en Verteidigu­ngshaushal­ts für 2017 bekanntgeb­en.

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Foto: AFP / Wang Zhao China demonstrie­rt gerne seine militärisc­he Stärke.

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