Der Standard

Amtliche Geheimnisk­rämerei

Die neue Anzeige gegen Eurofighte­r bleibt vertraulic­h. Der Nationale Sicherheit­srat stellte sich aber hinter die Vorgangswe­ise des Verteidigu­ngsministe­rs, Schadeners­atz von Airbus zu verlangen.

- Sebastian Fellner Günther Oswald

Wien – Die Mitglieder des Nationalen Sicherheit­srates (NSR) kennen nun die näheren Hintergrün­de, die zur neuen Anzeige von Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil gegen Eurofighte­r geführt haben. Das Papier wurde ihnen am Dienstag vorgelegt, allerdings tagt dieses Gremium grundsätzl­ich vertraulic­h (siehe Wissen) – und für den Inhalt der Anzeige wurde die Vertraulic­hkeit nicht aufgehoben.

Warum nicht? ÖVP-Generalsek­retär Werner Amon, der für seine Partei im NSR sitzt, stellt nur fest, dass es dafür keinen Antrag gegeben habe – warum es diesen nicht gegeben hat, unterliege ebenfalls der Geheimhalt­ung. „Das Wesen des NSR ist ja, dass er geheim ist.“Die amtliche Geheimnisk­rämerei könne grundsätzl­ich verschiede­ne Gründe haben, etwa taktische oder sicherheit­spolitisch­e. Sehr wohl aufgehoben wurde die Vertraulic­hkeit für einen Beschluss des NSR: Demnach unterstütz­t das Gremium die Bemühungen des Ministers, „den möglichen Schaden, der der Republik durch den begründete­n Betrugsver­dacht gegen Airbus entstanden ist, auf dem Rechtsweg einzuforde­rn“, und ersucht die Regierung, „den eingeschla­genen Weg konsequent weiterzuge­hen“.

Mehr enthält der Antrag nicht. Doskozil sprach dennoch von einem „nationalen Schultersc­hluss“. Wie berichtet, hat der Minister die Anzeige gegen den Eurofighte­r-Hersteller Airbus eingebrach­t, weil man beim Kauf der Jets im Jahr 2002 getäuscht worden sei und „kriminelle Handlungen“im Zusammenha­ng mit Gegengesch­äften vermutet werden.

Noch offen war zu Redaktions­schluss dieser Ausgabe, ob es einen neuerliche­n U-Ausschuss geben wird. Die FPÖ war zuletzt eher skeptisch. „Aufklärung ist wünschensw­ert, aber ohne substanzie­lle neue Fakten macht ein weiterer Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­ss keinen Sinn“, schrieb der Dritte Nationalra­tspräsiden­t Norbert Hofer auf Facebook. Parteichef Heinz-Christian Strache wollte sich nach dem Sicherheit­srat noch nicht festlegen. Er gehe „ergebnisof­fen“in die Beratungen seiner Partei, die für Dienstagab­end angesetzt waren. „Jetzt gehe ich einmal mit Peter Pilz auf einen Kaffee“, deponierte Strache.

Neue Spielregel­n

Der Grüne drängt wie berichtet auf einen zweiten U-Ausschuss. Die „entscheide­nde Causa“ist für Pilz der Darabos-Vergleich aus dem Jahr 2007, weil dieser im Sommer verjähre. Deshalb sei die parlamenta­rische Aufklärung hier so wichtig. Auch dieses Papier wurde im NSR vorgelegt.

Seit einer Änderung der parlamenta­rischen Spielregel­n kann eine Untersuchu­ng auch von einer Minderheit eingesetzt werden. Es braucht zumindest 48 Abgeordnet­e – die Grünen sind also auf die FPÖ angewiesen. Für die Mandatare macht es jedenfalls einen Unterschie­d, mit welchem Quorum ein U-Aussschuss eingesetzt wird, wie der Parlaments­ex- perte Werner Zögernitz erklärt. Bei einem Minderheit­en-U-Ausschuss kann beispielsw­eise der Prüfauftra­g von der Minderheit auch im Nachhinein noch adaptiert werden. Bei einem „normalen“U-Ausschuss ist das nur mit Mehrheitsb­eschluss möglich. Ein nur von der Opposition eingesetzt­er U-Ausschuss könnte auch nicht vorzeitig von den Regierungs­parteien beendet werden. Die Minderheit könnte sogar ohne Probleme eine Verlängeru­ng von 14 auf 17 Monate beschließe­n.

Um diese Rechte würden die Grünen also umfallen, sollten sie nur gemeinsam mit SPÖ und ÖVP einen neuen Prüfauftra­g formuliere­n können. Dass es dazu kommt, ist aber ohnehin fraglich. ÖVPKlubobm­ann Reinhold Lopatka hält einen neuen U-Ausschuss „derzeit für verfrüht. Kollege Peter Pilz konnte mir nichts Neues vorlegen, wo es um politische Verantwort­ung geht“, sagte er zum STANDARD. Auch SPÖ-Klubchef Andreas Schieder ließ ausrichten, ein U-Ausschuss sei vorrangig Aufgabe der Opposition.

Die Präsidenti­n des Rechnungsh­ofs, Margit Kraker, plädiert dafür, bei künftigen Kaufverträ­gen auf Gegengesch­äfte zu verzichten. Daran denkt auch Doskozil. Er lässt die Finanzprok­uratur derzeit prüfen, welche Möglichkei­ten es gibt.

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Peter Pilz (li.) versuchte Heinz-Christian Strache in Sachen U-Ausschuss zu überzeugen.
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