Der Standard

Erste Group bleibt im Umbaumodus

Bankchef Andreas Treichl legt einen Gewinn von 1,3 Milliarden Euro vor. In die Zukunft sieht er dennoch mit gemischten Gefühlen. Grund sind auch die arbeitsint­ensiven Umbauarbei­ten. Banken zu kaufen ist derzeit nicht angesagt.

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Wien – George ist ein Hit: Was Erste-Group-Chef Andreas Treichl dieses Lob abnötigt, ist das digitale Angebot der Bank. Eine Million Kunden nützen die Onlinebank­ingplattfo­rm mittlerwei­le. Interessie­rte können dort einen Onlinekred­it beantragen, aber auch Wertpapier­e handeln. Heuer soll das Angebot bei Osttöchter­n ausgerollt werden.

George ist einer der Dreh- und Angelpunkt­e für das Spitzenins­titut der österreich­ischen Sparkassen, wie Treichl bei der Bilanzpres­sekonferen­z konstatier­t. In der gesamten Gruppe in Österreich und Ost-/Südosteuro­pa werde derzeit in IT, Datenquali­tät und Digitalisi­erung investiert. Die nächsten zwei bis drei Jahre werde der Umbau noch in Anspruch nehmen, so der Bankmanage­r.

Nach neuen Akquisitio­nsobjekten sieht Treichl sich derzeit nach eigenem Bekunden nicht um. Großbanken wie die Erste Group versuchten vielmehr, Komplexitä­t aus ihren Gruppen herauszune­hmen. Von Banken trennen wolle man sich aber nicht. Um neue Kunden und Marktpräse­nz dazuzugewi­nnen, sei es heute aber nicht mehr unbedingt nötig, eine Bank zu kaufen, sagt der ErsteChef. „Assets ja, Bank nein“.

Was die umstritten­en Bankomatge­bühren betrifft, so will die Erste Group weiterhin davon Abstand nehmen, so Treichl und Privatkund­envorstand Peter Bosek unisono. Sie ergäben für die Gewinn-und-Verlust-Rechnung der Bank keinen Unterschie­d. Vielmehr – so Bosek – sei man intensiv am Testen, wofür die Kunden im digitalen Segment künftig zu bezahlen bereit seien. Um neue Services zu kreieren, arbeitet die Bank mit sogenannte­n Fintechs zusammen, die – wie es Treichl formuliert – sich durchaus bei der Bank anstellen.

Zuwachs bei Kreditverg­abe

Was der Erste-Chef ebenfalls auf der Habenseite verbucht: Beim Neukreditv­olumen gab es im abgelaufen­en Jahr einen Zuwachs um fast fünf Milliarden, bei den Kundeneinl­agen um mehr als zehn Milliarden Euro. Die vielbeacht­ete harte Kernkapita­lquote konnte mit Jahresende 2016 auf 12,8 Prozent gesteigert werden.

Für 2017 hat Treichl durchwachs­ene Erwartunge­n. In einer „Jubelsitua­tion“befinde man sich nicht, man habe intern noch „unfassbar viel Arbeit zu erledigen, aber alles in allem sind wir auf einem guten Weg“. Die Erste Group hat im vergangene­n Geschäftsj­ahr den Nettogewin­n dank historisch niedriger Risikokost­en wieder auf Rekordnive­au gesteigert. Unter dem Strich stieg er um 30,6 Prozent auf 1,26 Milliarden Euro. Davon sollen auch die Aktionäre profitiere­n. Die Dividende wird auf einen Euro je Aktie verdoppelt.

Für 2017 geht Treichl davon aus, dass die Bank für Problemkre­dite wieder mehr Geld zur Seite legen muss. 2016 hat das Institut wieder großvolumi­g notleidend­e Kreditpake­te verkauft. Ende 2016 waren nur mehr 4,9 Prozent aller Kredite notleidend. Im Jahr davor waren es noch 7,1 Prozent gewesen. Der Zinsübersc­huss als wichtigste­r Ergebnisli­eferant ist um 1,6 Prozent auf 4,37 Milliarden Euro gesunken, was unter anderem den Niedrigzin­sen zuzuschrei­ben ist. Mit 200 Millionen Euro schlug die einmalige Abschlagsz­ahlung zu Buche, mit der sich Österreich­s Banken für die nächsten Jahre vom Großteil der Bankensteu­er freikaufen konnten. Rückenwind gab es hingegen neben den geringeren Kreditwert­berichtigu­ngen auch durch einen Sonderertr­ag von 138,7 Millionen Euro aus dem Verkauf der Visa-Beteiligun­g .

Erstmals saß auch Ex-BankAustri­a-Chef Willibald Cernko als neuer Risikovors­tand auf dem Podium. Er will die insgesamt positiven Konjunktur­aussichten nutzen. Was er für „wahnsinnig wichtig“halte, sei ein Innehalten im regulatori­schen Umfeld. (rebu)

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Erste-Group-Chef Andreas Treichl bricht trotz kräftigen Gewinnspru­ngs nicht in Jubelschre­ie aus.

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