Der Standard

Chinesen verdienen schon fast so viel wie Griechen

Löhne im asiatische­n Land stark gewachsen

-

Wien – Der chinesisch­e Otto Normalverb­raucher profitiert immer mehr vom Wirtschaft­swunder, das das Land seit 30 Jahren an den Tag legt. Allein seit 2005 ist der durchschni­ttliche Stundenloh­n umgerechne­t auf 3,30 US-Dollar gestiegen. Das zeigen Daten des Marktforsc­hers Euromonito­r, die dem STANDARD vorliegen. Zum Vergleich: In Österreich liegt er bei über 20 Dollar. In den vergangene­n Jahrzehnte­n ist die Zahl der in extremer Armut lebenden Menschen in China so stark zurückgega­ngen wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Gemessen an der Kaufkraft hat China die USA bereits als die größte Volkswirts­chaft der Welt überholt.

Die steigenden Löhne sind Ausdruck dieser positiven Entwicklun­g. In der Vergangenh­eit sind Millionen arme Chinesen vom Land in die Stadt gezogen. Das Angebot an Arbeitskrä­ften war für Unternehme­n damit quasi unbegrenzt, die Verhandlun­gsmacht von Arbeitern ging gegen null. Das ändert sich jetzt in einer Zeit, in der die neue US-Regierung die Auslagerun­g von Arbeitsplä­tzen in Billiglohn­länder wie China immer mehr in den Fokus der Öffentlich­keit bringt. Die neuen Daten legen aber nahe, dass der Blick auf China in die Irre führt.

Viele Länder mit Niedrigstl­öhnen

Es gibt freilich weiterhin viele arme Länder, in denen die Löhne erschrecke­nd niedrig sind. Im 1,3 Milliarden Menschen zählenden Indien liegt der durchschni­ttliche Stundenloh­n umgerechne­t etwa bei 80 US-Cent pro Stunde. Gleichzeit­ig ist aber auch die Produktivi­tät der Arbeitnehm­er sehr niedrig. Die 250 Millionen Indonesier verdienen im Schnitt 90 Cent in der Stunde. Euromonito­r hat die Löhne nicht an die jeweils lokalen Preise angepasst. Sie sind also kein perfekter Indikator, um den Wohlstand der Menschen zu erfassen. Sie bieten aber eine gute Annäherung an die Thematik sowie einen Blick auf die Wettbewerb­sfähigkeit der Länder.

Die Löhne in China sind laut Euromonito­r mittlerwei­le nicht nur höher als in allen südamerika­nischen Ländern mit der Ausnahme Chiles: Sie haben sich in den vergangene­n Jahren auch stark an die der europäisch­en Krisenländ­er Portugal und Griechenla­nd angenähert, die zuletzt gesunken sind. Chinesen verdienen, gemessen in US-Dollar, mittlerwei­le 73 Prozent dessen, was Griechen in der Stunde verdienen. Im Vergleich zu Portugal sind es immerhin 64 Prozent.

Newspapers in German

Newspapers from Austria