Wenn männliche Pfeilgiftfrösche zu Kannibalen werden
Wien – Kannibalismus und Kindsmord sind keine Seltenheit im Tierreich. Derartiges Verhalten kommt nicht nur bei Löwen (siehe Artikel links), Primaten, Insekten, Fischen und Vögeln vor. Häufig steckt hinter dem Fressen von fremdem Nachwuchs eine sexuelle Motivation. Dadurch schlagen die Kannibalen zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie vermindern den Fortpflanzungserfolg ihrer Konkurrenten und erhöhen gleichzeitig die Chancen auf eigenen zukünftigen Paarungserfolg.
Ganz anders verhält es sich dagegen bei den Pfeilgiftfröschen, wie Verhaltensforscherin Eva Ringler (Vetmeduni Vienna) und ihr Team im Fachblatt Scientific Reports berichten. Bei den Amphibien sind nämlich die Männchen für die Brutpflege zuständig. Das Fressen fremder Gelege durch Männchen dient definitiv nicht der Manipulation der Weibchen, sondern eher der Vermeidung von Fürsorge für fremde Nachkommen. Dabei scheinen Männchen sowohl bei der Brutpflege als auch beim Kannibalismus einem einfachen Auslöser zu folgen.
In beiden Fällen ist das Territorialverhalten der Männchen entscheidend. Im eigenen Gebiet kommt es ihnen nicht in den Sinn, dass eines der Gelege nicht ihres sein könnte. Erobern sie dagegen das Gebiet eines Rivalen, werden die männlichen Pfeilgiftfrösche zu Kannibalen: Damit bereinigen sie das Gebiet von Rivalen und sichern sich künftige Vaterschaft. Zudem stellen Gelege eine sehr nahrhafte Kost dar. (tasch)