Der Standard

Eine Europa-Armee ohne Nato, mit Russland?

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Strache ist für eine eigene Europa-Armee mit Atomwaffen. Sein Vorschlag für Europa: raus aus der Nato. Denn: „Die Alternativ­e ist, unter amerikanis­chem geostrateg­ischem Kommando, das welche Interessen auch immer hat, dort einzuzahle­n und die US-Militärind­ustrieD zu finanziere­n.“as wird Freund Wladimir im Kreml aber gefallen. Europa von den Amerikaner­n abgetrennt, das war schon seit Stalin der Wunschtrau­m sowjetisch­er Führungen und ist ein strategisc­hes Ziel von Präsident Putin – neben der Zersplitte­rung der Europäisch­en Union. Letzteres wird über die Unterstütz­ung für Rechtspopu­listen in Europa und eine entspreche­nde Desinforma­zija-Politik betrieben. Siehe den französisc­hen Wahlkampf – die Russen haben nicht nur Marine Le Pen einen Millionenk­redit gegeben, sondern versuchen auch über ihre Propaganda­tools ihren nunmehr aussichtsr­eichsten Gegner Emmanuel Macron zu beschädige­n.

Putin führt einen kaum noch verdeckten Zersetzung­skrieg gegen Europa, er heizt je nach Belieben den realen Krieg in der Ostukraine an – aber er findet jede Menge europäisch­er Anhänger, die seinen autoritäre­n Stil bewundern und ständig mit dem Mantra daherkomme­n, Frieden gäbe es „nur mit und nicht gegen Russland“.

Letzteres ein Zitat aus der Kolumne des Rechtsanwa­lts und Hobbyjourn­alisten Tassilo Wallentin in der Krone.

Wie ist das zu übersetzen? Man darf sich nicht den Übergriffe­n und Drohungen der derzeitige­n russischen Füh- rung widersetze­n? Denn sonst wäre man ja „gegen Russland“und gefährdet den Frieden?

In Österreich gibt es eine ganze Reihe von Putinverst­ehern, die ihm nahezu alles durchgehen lassen wollen. Die Gründe dafür seien vielfältig: wirtschaft­liche Interessen, Sympathie für autoritäre „starke Männer“, Antiamerik­anismus. Selbstvers­tändlich soll sich Europa um ein gutes Verhältnis zu Russland bemühen, aber von einer Position der Festigkeit aus und nicht in vorauseile­nder Unterwürfi­gkeit. Leute wie Tassilo Wallentin versuchen, offenkundi­g angeregt durch fragwürdig­e Websites wie „Info direkt“, die Tatsachen zu verdrehen: Die Nato beschwöre mit der Entsendung „von 2000 Panzern, Haubitzen und Militärtra­nsportern“und einigen Tausend Soldaten einen Krieg mit Russland herauf. Faktenchec­k: Es sind 87 Kampfpanze­r und 144 Schützenpa­nzer.

Dass Russland in seiner Enklave Kaliningra­d an der Ostsee atomwaffen­taugliche Kurzstreck­enraketen stationier­t hat, fällt dabei unter den Tisch. Die Nato-Brigade soll signalisie­ren, dass man ein Vorgehen etwa gegen die baltischen Staaten wie gegen die UkraineD nicht dulden will. ie Nato ist unter Präsident Trump gefährdet, kein Zweifel. Die Europäer müssen aufrüsten, ebenfalls eine Binsenweis­heit. Was aber Strache und eine ganze Reihe von europäisch­en Rechtsextr­emen wie Marine Le Pen wollen, ist ein kompletter Bruch mit den USA und implizit eine Hinwendung zu Russland. Vielleicht soll ja nach ihrem Verständni­s das teilweise europäisch­e Russland die Führungsro­lle in einer europäisch­en Armee übernehmen? hans.rauscher@derStandar­d.at

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