Der Standard

Das Spektakel braucht Stoff

- Gerald John

Dies ist ein Kommentar gegen die Interessen der eigenen Branche: Für die Medien wäre ein neuer Untersuchu­ngsausschu­ss in Sachen Eurofighte­rn ein willkommen­es Spektakel. Ein Sittenbild rund um Milliarden, Mauschelei­en und Malversati­onen bietet dankbaren Stoff für schmissige Schlagzeil­en.

Doch die große Abrechnung von A wie Abfangjäge­r bis Z wie Zusatzgsch­äftln hat es ja bereits gegeben, beim ersten U-Ausschuss vor rund zehn Jahren. Weil sich die heimische Politik auch so schon genug im Kreis dreht, brauchte es gewichtige neue Fakten, um eine Neuauflage zu rechtferti­gen. Es mag sein, dass die Anzeige von Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil diesbezügl­ich einiges an Futter birgt; aber auch dann ist es klüger, darauf zu warten, bis die Ermittler der Justiz die Puzzlestei­ne zu einem möglichst lückenlose­n Panorama zusammenge­setzt haben. Die Parlamenta­rier könnten aus dem Vollen schöpfen, um die politische Verantwort­ung zu klären, statt nur mit bruchstück­haften Informatio­nen zu hantieren.

Vor allem einer treibenden Kraft dauert das zu lange. Bei allem ehrlichen Bemühen um parlamenta­rische Kontrolle: Der in der eigenen Partei nicht nur beliebte Peter Pilz kämpft vor der Nationalra­twahl um den Verbleib im grünen Parlaments­klub und hat Interesse am größtmögli­chen Wirbel um sein Leibthema. Das ist einem Abgeordnet­en, der auf öffentlich­e Resonanz angewiesen ist, nicht vorzuwerfe­n – aber kein Grund für einen Schnellsch­uss.

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