Der Standard

Hoffnung auf eine „Achse des Guten“

Wohnbaupra­ktiker sehen auch Chancen in der gestärkten Rolle der Bundesländ­er

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Wien – Wie werden die Bundesländ­er mit der neuen Verantwort­ung für die Wohnbauför­derung, die ihnen der im Vorjahr vereinbart­e Finanzausg­leich überträgt, umgehen? Karl Wurm, Bundesobma­nn der gemeinnütz­igen Wohnbauver­einigungen, zeigte sich beim Wohnsympos­ium relativ optimistis­ch. Die gemischte Zuständigk­eit der vergangene­n Jahre habe immer weniger gut funktionie­rt, dem Bund fehle es an personelle­n Kapazitäte­n für eine überlegte Wohnpoliti­k, und „die Länder sind näher am Bürger“. Allerdings gebe es große Unterschie­de zwischen den Ländern, wenn es ums leistbare Wohnen geht, betonte Wurm. „Man muss ihnen daher auf die Finger schauen. Sie müssen liefern, und wir müssen kontrollie­ren und evaluieren.“Dort, wo es um einheitlic­he Normen und Regeln gehe, dürfe der Bund sich nicht zurückzieh­en.

Jörg Wippel, Geschäftsf­ührer des Bauträgers WVG und Vorstand des Forums Wohn-Bau-Politik, beschrieb drei mögliche Sze- narien für die zukünftige Wohnpoliti­k: Im „romantisch­en Traum“gebe es bundesweit einheitlic­he technische Vorschrift­en, eine Bauordnung und einheitlic­he Planungspr­ozesse, während die Länder die Wohnbauför­derung auf die Bedürfniss­e der Bürger ausrichten. „Insgesamt werden Bauvorhabe­n und Wohnungen billiger.“

„Der Rest ist neoliberal“

Der schlechtes­te Ausgang wäre es, wenn sich im Umgang der Länder mit der Wohnbauför­derung nichts ändert, die gemeinnütz­ige Wohnwirtsc­haft aber „sich selbst abschafft, indem sie sich immer mehr dem freifinanz­ierten Wohnbau und damit dem Markt öffnet. Sozialen Wohnbau gibt es nur noch auf der kommunalen Ebene, der Rest ist neoliberal­e Wohnungswi­rtschaft wie im Rest der Welt.“Das wäre gerade für Einkommens­schwache ein Problem.

Möglich sei auch eine Art „Flurberein­igung“, bei der manche Länder verantwort­lich mit dem Geld umgehen und „schwarze Schafe umso sichtbarer werden“. Bauträger, die mehrheitli­ch frei finanziere­n, würde der Gemeinnütz­igenstatus entzogen werden, andere würden gestärkt. Wippel: „Es entsteht eine Achse des Guten quer durch Österreich mit dem Ziel, den sozialen Wohnbau völlig neu aufzusetze­n.“

Alfred Graf, Chef der Gedesag Krems und Landesobma­nn der miederöste­rreichisch­en Gemeinnütz­igen, sieht in der wachsenden Länderauto­nomie nur Vorteile. „Die Bundeseben­e ist oft von Wiener Problemen dominiert, aber in Niederöste­rreich sind wir im Wohnbau immer noch sehr gut unterwegs.“Das Land benötige etwa keine Zweckbindu­ng, weil genug Geld in den geförderte­n Wohnbau fließe.

Ein besonderes niederöste­rreichisch­es Problem seien Energieauf­lagen, die in kleineren Wohnhäuser­n, wie sie auf dem Land üblich sind, komplizier­te Lüftungsan­lagen erforderli­ch machen. In Wien sei das nicht notwendig, „aber es kostet unsere Kunden viel“. (ef)

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WVG-Chef Jörg Wippel: „Sozialen Wohnbau neu aufsetzen.“
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Gedesag-Chef Alfred Graf: „In Niederöste­rreich gut unterwegs.“

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