Der Standard

Macherin, Mutter und nun Ministerin

Am Internatio­nalen Frauentag kürte die SPÖ Pamela Rendi-Wagner zur Frauenmini­sterin. Die bisherige Spitzenbea­mtin gelobte nicht nur in der Hofburg, ab sofort ihr Bestes für mehr Gleichstel­lung zu geben.

- Nina Weißenstei­ner

Wien – Am Internatio­nalen Frauentag musste in der SPÖ plötzlich alles ganz schnell gehen. Kaum hatten die roten Gremien Mittwochmo­rgen ohne jedes „Gesudere“(Copyright Ex-SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer) die Personalen­tscheidung ihres Vorsitzend­en Christian Kern abgesegnet, schon schritt Pamela Rendi-Wagner am Nachmittag zur Angelobung in die Hofburg – und zwar begleitet von unzähligen wohlwollen­den Statements aus der eigenen Partei.

Dabei war zu diesem Zeitpunkt die neue Frauen- und Gesundheit­sministeri­n, bis vor kurzem Generaldir­ektorin für öffentlich­e Gesundheit im Ressort der verstorben­en Sabine Oberhauser, kaum 24 Stunden im Besitz eines Parteibuch­s, wie sie zugab – bis dahin hatte es für sie die Mitgliedsc­haft beim Bund sozialdemo­kratischer Akademiker getan. Kerns Kommentar dazu, der für Heiterkeit sorgte: „Wieder eine mehr!“

Zuvor hatte der SPÖ-Vorstand einstimmig für die Ärztin als neues Regierungs­mitglied votiert – und das, obwohl Rendi-Wagner anders als ihre Vorgängeri­n bisher auch weder in der Gewerkscha­ft noch bei den SPÖ-Frauen engagiert war. Doch angesichts der Kompetenze­n der bisherigen Spitzenbea­mtin ließ nicht nur ÖGBChef Erich Foglar Milde walten, er betonte, dass man stets die besten Frauen und Männer in der Regierung haben wolle. Zufrieden gaben sich auch die roten Frauen, deren Vorsitzend­e, Gabriele Heinisch-Hosek, einst selbst Frauen- ministerin, sagte, „besonders wichtig“sei es, dass diese Agenden nicht in ein Staatssekr­etariat – gemeint war offenbar das von Muna Duzdar – gepackt wurden.

Hommage an Dohnal und Co

Freilich hätte es auch innerhalb der eigenen Reihen geeignete Kandidatin­nen gegeben, bei der Kombinatio­n aus Gesundheit und Frauen könne sie, Gabriele Heinisch-Hosek, aber „gut damit leben“, dass eine „Feministin“den Posten bekomme. Eine Vorgabe machte sie ihrer Nachnachfo­lgerin aber doch: Heinisch-Hosek hofft, dass Rendi-Wagner „laut sein“wird. Eindringli­cher Nachsatz: „Wir Frauen akzeptiere­n das, wir haben aber eine Erwartungs­haltung.“

Beim gemeinsame­n Auftritt hoben Kern und Rendi-Wagner auch sämtliche emanzipato­rische Assets der Neuen hervor, um derartige Bedenken zu zerstreuen. Der Kanzler betonte, dass es die 46-Jährige geschafft habe, die „gläserne Decke“zu durchstoße­n, er sei überzeugt, dass Rendi-Wagner „nicht nur Gesundheit kann“(s. unten), sondern auch geeignet sei, Frauenanli­egen zu vertreten.

Die frischgekü­rte Ministerin selbst versichert­e, dass sie den Weg von Oberhauser fortsetzen möchte. Als zweifache Mutter kenne sie die Mehrfachbe­lastungen von Frauen, und sie selbst müsse mehrmals täglich den „Spagat“zwischen Familie und Beruf hinlegen. Aber all dies wäre nicht möglich „ohne die Errungensc­haften der sozialdemo­kratischen Frauenbewe­gung der letzten Jahrzehnte“. Dennoch gäbe es für sie noch zahlreiche Herausford­erungen, deswegen legte Rendi-Wagner das Gelöbnis ab: „Ich werde das nicht nur am Frauentag, sondern täglich auf der Agenda haben.“Inakzeptab­el ist es für die Frauenmini­sterin etwa, dass weibliche Arbeitnehm­er noch immer um 20 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Als wichtigste anstehende Maßnahme nannte sie die Einführung eines Mindestloh­ns von 1500 Euro. Ebenfalls dringende Anliegen von ihr: ein flächendec­kender Ausbau der Kinderbetr­euungsange­bote und der Ganztagssc­hulen sowie die Einführung des zweiten kostenlose­n Kindergart­enjahres.

Einen gewichtige­n „Verbündete­n“für ihr Engagement gegen gläserne Decken, Einkommens­scheren und Alleinerzi­eherinnena­rmut hat Rendi-Wagner jedenfalls schon gefunden. Bei der Angelobung sicherte ihr Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen dabei ausdrückli­ch seine Unterstütz­ung zu.

 ??  ?? Auf dem Weg zur Angelobung in der Hofburg mit Kanzler Christian Kern (li.) und seinem Vize Reinhold Mitterlehn­er (re.): Die neue Frauen- und Gesundheit­sministeri­n Pamela Rendi-Wagner, erst seit kurzem auch Mitglied der SPÖ.
Auf dem Weg zur Angelobung in der Hofburg mit Kanzler Christian Kern (li.) und seinem Vize Reinhold Mitterlehn­er (re.): Die neue Frauen- und Gesundheit­sministeri­n Pamela Rendi-Wagner, erst seit kurzem auch Mitglied der SPÖ.

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