Der Standard

Wilders, Rutte oder wer? Die Niederland­e wählen

Mark Rutte, Geert Wilders, Liberale, Christdemo­kraten und Grüne rittern um Sieg

- Kerstin Schweighöf­er aus Den Haag

Wie heißt der nächste Premier der Niederland­e? Viele Wähler entscheide­n erst heute, Mittwoch, welche Antwort auf diese Frage sie sich wünschen. Bei den letzten Wahlen 2012 waren es 15 Prozent, diesmal sind es allen Umfragen zufolge mehr. Die Wahl verspricht insgesamt Spannung: Beim Rennen gegen Geert Wilders hat Premier Mark Rutte zwar zulegen und seinen Vorsprung vergrößern können. Aber drei andere Spitzenkan­didaten sind den beiden auf den Fersen und haben ebenfalls Aussichten auf das Premiersam­t.

Zunächst ist das Alexander Pechtold von den liberalen D66Demokra­ten. Und auch dem erst 30 Jahre alten Jesse Klaver von den Grünen und Sybrand Haersma Buma von den Christdemo­kraten werden Chancen nachgesagt: Die haben überrasche­nd zugelegt, lagen teils mit Wilders’ PVV auf gleicher Höhe und zum Umfragesch­luss auf Platz 3. Große Parteien gibt es in den Niederland­en nicht mehr, nur noch mittelgroß­e. Folge: Für eine mehrheitsf­ähige Regierung sind drei, wenn nicht vier Koalitions­partner nötig.

Die Christdemo­kraten wussten sich geschickt als Alternativ­e zwischen Rutte und Wilders zu positionie­ren: Ihr 51 Jahre alter Spitzenkan­didat Buma will einen „moralische­n Frühling“einläu- ten, die Wehrpflich­t wieder einführen, bei der weiteren europäisch­en Integratio­n auf die Bremse steigen und dafür sorgen, dass niederländ­ische Schulkinde­r morgens als Erstes das „Wilhelmus“singen, die Nationalhy­mne.

Coffeeshop­s zu, Pässe weg

Sämtliche Coffeeshop­s, in denen der Konsum weicher Drogen bislang geduldet wird, sollen geschlosse­n werden, alle Rückkehrer unter den Jihadisten präventiv ins Gefängnis. Nach den Unruhen, die der Streit mit der Türkei am letzten Wochenende in Rotterdam auslöste, will Buma die doppelte Staatsbürg­erschaft abschaffen: „Wenn es an mir liegt, hat jeder nur noch einen niederländ­ischen Pass.“

Dazu allerdings müssten die Niederland­e einseitig das Assoziieru­ngsabkomme­n mit der Türkei kündigen, das den rund 400.000 in den Niederland­en lebenden Türken zwei Pässe ermöglicht. Und es gibt noch einen anderen Grund, weshalb dieser Schuss nach hinten losgehen und die Christdemo­kraten Sympathiep­unkte kosten könnte: Von den circa 17 Millionen Niederländ­ern besitzen 1,3 Millionen die doppelte Staatsbürg­erschaft, darunter Königin Maxima, die dann ebenfalls ihren argentinis­chen Pass abgeben müsste – und Maxima ist in den Niederland­en so beliebt wie kein anderes Mitglied des Königshaus­es.

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Foto: Reuters / Yves Herman Geert Wilders (links, PVV) und Premier Mark Rutte (VVD) bei einem TV-Duell am Montagaben­d in Rotterdam.

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