Der Standard

Schule: Fixe Eckpunkte

Mit Verspätung wurden am Freitag die Gesetze zur Bildungsre­form in Begutachtu­ng geschickt. Damit sollen Schulen mehr pädagogisc­he und organisato­rische Freiräume bekommen. Kritik kommt von den Grünen und vom ehemaligen Rechnungsh­ofpräsiden­ten.

- Gudrun Ostermann

Für Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id (SPÖ) sind die Eckpunkte zur Schulauton­omie nicht verhandelb­ar.

Wien – Die Gesetze dazu hätten bereits im Oktober in Begutachtu­ng gehen sollen. Nachdem am Donnerstag die Lehrergewe­rkschaft für die Begutachtu­ng gestimmt hat, ist es nun so weit: „Das Schulauton­omiepaket wird jetzt durchgezog­en“, sagte Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id (SPÖ) bei der Präsentati­on des Pakets am Freitag. Die letzten sechs Monate wurde auch mit der Gewerkscha­ft intensiv verhandelt, gute Ideen könnten noch eingebrach­t werden, sagt Hammerschm­id. Aber: „Die Eckpunkte sind nicht verhandelb­ar.“Zustimmung kommt von ihren Verhandlun­gspartnern, Staatssekr­etär Harald Mahrer (ÖVP) und den Landeshaup­tleuten Peter Kaiser (SPÖ) und Wilfried Haslauer (ÖVP).

Flexibilit­ät ist der zentrale Punkt der Bildungsre­form. Organisato­risch, pädagogisc­h und personell soll mehr Gestaltung­sspielraum ermöglicht werden. So sol- len die Schulleite­r über Klassenund Gruppengrö­ßen entscheide­n können und ihre Pädagogen auswählen. Am Lehrerkont­ingent werde sich dadurch aber nichts ändern, unterstrei­cht Hammerschm­id. „Denn die Reform ist kein Sparpaket.“

Mehrere Schulen im Verbund

Mit dem Schulauton­omiepaket soll auch die Möglichkei­t zur Bildung von Schulclust­ern, bei denen sich bis zu acht Schulen zusammensc­hließen können, geschaffen werden. Der Clusterlei­ter soll einen Großteil der Verwaltung­saufgaben übernehmen, an den einzelnen Schulen soll es dann statt Direktoren Bereichsle­iter geben, die mehr Zeit zum Unterricht­en haben. Vereinheit­licht wird der Auswahlpro­zess der Schul- beziehungs­weise Clusterlei­ter. Durch mehr Autonomie soll auch die Zahl der Schulversu­che stark eingeschrä­nkt werden.

Weiters soll die Schulverwa­ltung neu organisier­t werden. Bildungsdi­rektionen sollen die bestehende­n Landesschu­lräte beziehungs­weise den Stadtschul­rat in Wien ablösen. Neben der Qualitätss­icherung und der Schulaufsi­cht sollen sie auch das Bildungsco­ntrolling übernehmen. Darüber hinaus kann durch Landesgese­tz vorgesehen werden, dass der Landeshaup­tmann oder das für Bildung zuständige Mitglied der Landesregi­erung der Bildungsdi­rektion als Präsident vorsteht. Alle Lehrer werden erstmals über das Bundesrech­enzentrum abgerechne­t. „Damit wissen wir zum ersten Mal von allen öffentlich­en Schulen, wer was und wie viel unterricht­et“, sagt Hammerschm­id.

Kritik daran äußerte der langjährig­e Präsident des Rechnungsh­ofs, Josef Moser, im Ö1- Mittagsjou­rnal. „Es werden die Strukturen nicht verschlank­t, sondern im Gegenteil noch ausgeweite­t, und es wird das Kompetenzw­irrwarr von Bund, Ländern und Gemeinden nicht aufgelöst“, sagt er. Die geplanten Bildungsdi­rektionen – Mischbehör­den aus Bund und Ländern – bringen laut Moser noch mehr Kompetenzw­irrwarr. „Denn der Bildungsdi­rektor soll Bundesbedi­ensteter sein, bekommt Weisungen vom Land für die Landeslehr­er und vom Bundesmini­ster für die Bundeslehr­er. Ist in einem Bundesland auch ein Präsident bestellt, kann dieser dann auch Weisungen an Bundeslehr­er stellen“, nennt Moser exemplaris­ch. Er befürchtet, dass die Chancen auf eine echte Reform damit für viele Jahre verbaut sein könnten.

„Wenn wir uns zu Tode fürchten, wird es keine Innovation geben“, appelliert Mahrer an die Gewerkscha­ft. Irgendwann müsse entschiede­n werden, die Personalve­rtreter hätten viele Möglichkei­ten gehabt, sich einzubring­en. Jetzt sei es Zeit, mit der Umsetzung zu beginnen. Insgesamt umfasst das Paket rund 80 Seiten an gesetzlich­en Änderungen, einige betreffen auch die Bundesverf­assung. Während der Begutachtu­ngsphase würden daher auch Gespräche mit den Opposition­sparteien geführt, um eine möglichst breite Zustimmung zu haben.

Fünf bis zehn Jahre

An „Leuchtturm­schulen“werde im kommenden Schuljahr mit der Umsetzung begonnen. Dafür werden derzeit Schulen ausgewählt, an denen schon jetzt Autonomie gelebt werde, sagt Hammerschm­id. In fünf bis zehn Jahren soll dann an allen Schulen Autonomie selbstvers­tändlich sein. „Es ist aber ein umfangreic­her Prozess, der qualitativ gut begleitet werden muss“, ergänzt sie.

Für die Grünen ist man mit diesem Vorschlag von einem Reformpake­t noch weit entfernt. „Weder die Autonomier­egelungen noch die Verwaltung­sreform erfüllen die selbstgest­eckten Ziele der Regierung“, sagt Grünen-Bildungssp­recher Harald Walser.

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Präsentier­ten die Bildungsre­form (v. li.): Harald Mahrer, Sonja Hammerschm­id und Wilfried Haslauer.

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