Der Standard

Marokkos Premier muss gehen

Regierungs­chef Benkirane scheiterte an Koalitions­suche

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Rabat/Madrid – Marokkos Premier Abdelilah Benkirane muss gehen. Mehr als fünf Monate nach den Parlaments­wahlen hat der gemäßigt auftretend­e Islamist noch immer keine Regierungs­koalition zustande gebracht. König Mohammed VI. hat deshalb den Generalsek­retär der Partei für Gerechtigk­eit und Entwicklun­g (PJD) den Regierungs­auftrag entzogen. Es gebe „keine Anzeichen für eine schnelle Regierungs­bildung“, heißt es im Kommuniqué. Deshalb sei der Monarch über „die Blockade besorgt“. Mohamed VI. will in den kommenden Tagen einen anderen Politiker aus den Reihen der PJD zum Premier ernennen.

Benkirane, der seit 2011 in Marokko regierte, gewann am vergangene­n 6. Oktober die Wiederwahl und legte dabei trotz einer harten Kampagne Königstreu­er Parteien gegen die Islamisten, sogar noch zu. Die PJD erhielt 125 der 395 Parlaments­sitze, braucht aber einmal mehr Koalitions­partner.

Benkirane regierte in der vergangene­n Legislatur mit Unter- stützung der Liberalen, Kommuniste­n und der Unabhängig­keitsparte­i Istiqlal. Als sich Benkirane mit letzterer überwarf, trat die Königstreu­e Unabhängig­e Nationale Gruppierun­g (RNI) in die Koalition ein. Das alte Bündnis erneut aufleben zu lassen, war nicht möglich. Denn die kleinen Parteien verloren an Abgeordnet­en und reichen für eine Mehrheit nicht aus.

Neuer islamistis­cher Premier

Am Freitag nominierte der König dann den ebenfalls gemäßigt islamistis­chen Saad Edine el-Othmani zum Premier. Die einfachste Lösung für ihn wäre eine große Koalition mit der zweitstärk­sten Kraft Partei für Authentizi­tät und Modernität (PAM). Doch diese stark säkular ausgericht­ete Partei, die von einem engen Vertrauten des Königs gegründet wurde, will nicht mit den Islamisten arbeiten.

Zuvor lobte Mohamed VI. noch „Effektivit­ät, Kompetenz und Selbstaufo­pferung“Benkiranes. Schöne Worte am Ende einer oft unharmonis­chen Beziehung. (rw)

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Foto: AFP / Fadel Senna Abdelilah Benkirane, bisher Premier Marokkos, muss gehen. Sein Parteikoll­ege Saad Edine el-Othmani soll ihm folgen.

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