Bischöfe gegen Burkaverbot
Frühjahrstagung: Schönborn für fallbezogene Regelung
Bregenz – Beim Tragen von Burkas und anderen Formen der Vollverschleierung im öffentlichen Raum handle es sich um gesellschaftlich unerwünschtes Verhalten. „Aber wir sind gegen ein übertriebenes gesetzliches Verbot“, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, bei einer Pressekonferenz zum Abschluss der Frühjahrstagung der österreichischen katholischen Bischöfe.
Statt eines Verbots schlagen die Kirchenführer eine klare Definition vor, in welchen Fällen das Gesicht offen gezeigt werden muss: etwa vor Gericht oder an Schulen. Für Frauen dürfe es vor allem keinen Zwang zur Verschleierung geben, erklärte der Wiener Kardinal. Insgesamt empfahl er einen „ungezwungenen Umgang“mit religiösen Symbolen.
Der französische Laizismus sei nicht das österreichische Modell: „Wir wollen keine Gesellschaft, in der religiöse Zeichen einfach verschwinden“, sagte Schönborn. Die öffentliche Debatte um religiöse Symbole seien „Engführungen“, aufgrund derer die wahren Herausforderungen der Integration in den Hintergrund gerieten.
Thema der jüngsten Bischofskonferenz in St. Gerold in Vorarlberg war auch die von Papst Franziskus angestoßene Frage, ob in Regionen mit Priestermangel nicht sogenannte „Viri probati“, das sind „bewährte Männer“, die zwar verheiratet sind, aber auf- grund ihres nach katholischen Maßstäben vorbildlich geführten Lebens zu Diakonen geweiht werden können, die Aufgabe von Priestern übernehmen sollten. Papst Franziskus habe einen Anstoß gegeben. Ob er Österreich gemeint habe, wisse er nicht, meinte Schönborn: „Ich glaube, eher nicht.“
Kein Konflikt mit Nuntius
Bedauerlich, so Schönborn, seien die noch immer nicht erfolgten Bischofsernennungen in Österreich. Der Vatikan lässt die Diözesen in Innsbruck und St. Pölten inzwischen seit Monaten auf neue Bischöfe warten, die Erzdiözese Salzburg soll zudem einen neuen Weihbischof erhalten. Schönborn stellte dazu einen von Medien kolportierten Konflikt zwischen ihm, dem Nuntius und dem Präfekten der Bischofskongregation in Rom in Abrede.
Anlässlich des weltweiten Down-Syndrom-Tages am kommenden Dienstag und der an diesem Wochenende in der Steiermark startenden Special Olympics warnten die Bischöfe vor einer „latent vorhandenen eugenischen Grundhaltung in der Gesellschaft“. Und sie kritisierten das Regime auf den Philippinen. Die Pläne zur Wiedereinführung der Todesstrafe, die Welle an Polizeigewalt und Lynchjustiz gegen Drogendealer, Drogensüchtige und deren Helfer drängten das Land an den Abgrund. (APA, red)