Der Standard

Buch: Traditione­lle Häuser, modern interpreti­ert

Regional ist angesagt, auch in der Architektu­r

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Wien – Holz, Stein, Keramik – wer früher ein Haus bauen wollte, musste sich daran orientiere­n, welche Materialie­n in der Region zur Verfügung standen. Gebaut werden konnte also, was möglich war – auch mit den vorhandene­n Hilfsmitte­ln. Und die örtlichen Voraussetz­ungen beeinfluss­ten den Bau, etwa ob der Untergrund felsig oder feucht, die Witterung windig oder schneereic­h war. Aus all dem, so schreibt der deutsche Autor und Bausachver­ständige Johannes Kottjé in seinem Buch Moderne Häuser in regionaler Tradition, entstanden Bauformen, die für eine Region typisch wurden. Ergänzt wurden sie oft durch Zierelemen­te wie Schnitzere­ien oder Wandmalere­ien, die sich zu Traditione­n entwickelt­en.

Nicht nur im Supermarkt greifen die Menschen heute immer häufiger zu Produkten aus der Region, auch in der Architektu­r wird die Rückbesinn­ung auf Früheres und Traditione­lles zunehmend beliebter. Je globalisie­rter unsere Welt wird, desto stärker sei das Bedürfnis der Menschen zu wissen, wo sie hingehören. Diese Zugehörigk­eit wollen viele auch zeigen, beschreibt der Architekt Stefan Kohlmeier aus Bayern die Entwicklun­g. Ihn hat Kottjé gemeinsam mit drei anderen Architekte­n zu Beginn seines Buches dazu befragt, wie sich regionales Bauen überhaupt auszeichne­t.

Von der Theorie geht es aber schnell über zur Praxis. Wie bewährte Bauformen aussehen, wenn sie zeitgenöss­isch interpreti­ert werden, zeigen 21 Häuser aus Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz. Sie werden mit zahlreiche­n Fotos, Grundrisse­n, ihrer Entstehung­sgeschicht­e, den wichtigste­n Projektdat­en und einer Stellungna­hme der ausführend­en Architekte­n zum regionalen Bezug des jeweiligen Hauses vorgestell­t. Vom verschneit­en Chalet in Tirol über das Reetdachha­us auf der Ostseehalb­insel Darß bis zum Stadthaus in Regensburg – unterschie­dlicher könnten die Projekte kaum sein. Und dennoch, so schreibt Kottjé: „Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie nicht einfach Historisch­es kopieren, sondern es transformi­eren.“(bere)

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