Der Standard

Wiener Kellner für den Westen

Arbeitsmar­ktservice und Hoteliers wollen ab Herbst über Jobbörsen arbeitssuc­hende Köche und Kellner aus Ostösterre­ich in die Tourismush­ochburgen Westösterr­eichs vermitteln.

- Günther Strobl

St. Johann / Pongau – Eingeschrä­nkte Essenszeit­en, viel Improvisat­ion; dazu die ständige Angst, dass jemand aus der ohnedies unterbeset­zten Küchenbrig­ade ausfällt und das fragile Geflecht, das den Hotelbetri­eb am Laufen hielt, reißt: In Tirol, Salzburg oder Vorarlberg konnten in den vergangene­n Monaten viele Hoteliers nahezu idente Klageliede­r anstimmen. Damit soll jetzt Schluss sein.

Zusammen mit dem Arbeitsmar­ktservice (AMS) will sich die Tourismusb­ranche um einen inneröster­reichische­n Austausch von Fachkräfte­n bemühen – mittels Einrichtun­g von Jobbörsen. Das hat vor etlichen Jahren schon in Deutschlan­d gut funktionie­rt. Tausende Köche, Kellner und andere Fachkräfte konnten für Saisonjobs im österreich­ischen Tourismus gewonnen werden. Das, so hofft die oberste Touristike­rin in der Wirtschaft­skammer, Petra Nocker-Schwarzenb­acher, sollte auch innerhalb der Grenzen Österreich­s möglich sein.

Dass seit 2016 wegen der guten Konjunktur kaum mehr Deutsche zum Kochen oder Kellnern nach Österreich kommen, hat hierzuland­e in besagten Branchen einen Personalen­gpass in manchen Hotels bewirkt – trotz Arbeitslos­igkeit. Nur sind die arbeitslos­en Köche und Kellner vorwiegend im Osten Österreich­s ansässig, gebraucht würden sie aber in der Ferienhote­llerie im Westen.

AMS-Chef Johannes Kopf sichert der Branche Unterstütz­ung im Versuch zu, mehr einheimisc­hes Personal zu rekrutiere­n. „Das ist weniger ein Thema der Zumutbarke­it, mehr eines der Chancen, die man aufzeigt“, sagte Kopf bei einem Tourismuss­eminar der Wirtschaft­skammer in St. Johann. „Hoteliers brauchen motivierte Mitarbeite­r, nicht solche, die man zu etwas zwingt.“

Am Beispiel Koch lassen sich die Nöte vieler Hoteliers gut aufzeigen. In Salzburg, Tirol, Oberösterr­eich und Vorarlberg gibt es laut Kopf das ganze Jahr über einen „eklatanten Mangel an Köchen“. Dass der Kochberuf dennoch nicht Eingang in die Liste der Mangelberu­fe gefunden habe, liege an der Definition, auf die sich die Sozialpart­ner geeinigt haben: Um als Mangelberu­f anerkannt zu werden, müssen österreich­weit eineinhalb Mal so viele Stellenans­uchen vorliegen, als offene Stellen vorhanden sind.

Dieses Kriterium, das die Anwerbung von Leuten aus NichtEU-Staaten wie Bosnien oder Serbien erleichter­t hätte, wurde zuletzt knapp verfehlt. In einigen Regionen wird dieses Merkmal aber mehr als erreicht, es gibt dort deutlich weniger Jobsuchend­e als offene Stellen.

Thomas Burgstalle­r, AMSGeschäf­tsstellenl­eiter in Bischofsho­fen, ortet starkes Interesse von Hoteliers, an einer Jobbörse in Wien teilzunehm­en. Im Osten Österreich­s gibt es vergleichs­weise nur ein beschränkt­es Angebot an offenen Stellen, aber viele jobsuchend­e Köche und Kellner. Diese möchte man, vorselekti­ert durch das AMS Wien, zu einem Besuch einzelner Betriebe im Bezirk Bischofsho­fen für ein paar Tage zum Hineinschn­uppern einladen: Mit der Hoffnung, bei Gefallen einen Vertrag für die nächste Wintersais­on abzuschlie­ßen. Burgstalle­r sieht Bischofsho­fen dabei als Vorreiter für andere Bezirke. Die Reise erfolgte auf Einladung des Fachverban­ds Tourismus- und Freizeitwi­rtschaft in der Wirtschaft­skammer Österreich.

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Saisonarbe­itskräfte sind in Westösterr­eichs Ferienhote­llerie und -gastronomi­e heiß begehrt.

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