Der Standard

FBI-Chef widerspric­ht Donald Trump

Ermittlung­en zu Trumps Moskau-Verbindung Keine Anhaltspun­kte für Abhöraktio­n Obamas

- Frank Herrmann aus Washington

Washington – FBI-Chef James Comey hat am Montag bestätigt, dass seine Behörde bereits seit Juli 2016 mögliche Absprachen zwischen dem Wahlkampft­eam von Präsident Donald Trump und Russland untersuche. Dabei werde der Frage nachgegang­en, ob es „irgendwelc­he Koordinati­on“zwischen Trump-Mitarbeite­rn und russischen Einmischun­gen in den Wahlkampf gegeben habe, sagte Comey in einer Anhörung vor dem Geheimdien­stausschus­s des Repräsenta­ntenhauses. Moskau wird vorgeworfe­n, den USWahlkamp­f zugunsten von Donald Trump beeinfluss­t zu haben. In morgendlic­hen Tweets wies Trump dies erneut als „Fake News“der Demokraten zurück.

Comey wies zudem Trumps Vorwurf gegen dessen Vorgänger Barack Obama zurück, dieser habe ihn während des Wahlkampfe­s im New Yorker Trump Tower abhören lassen. Das FBI verfüge über „keine Informatio­nen“, die Trumps Anschuldig­ung unterstütz­ten, betonte Comey.

Trump stand auch in einer anderen Causa auf dem Prüfstand: Die Anhörungen von Neil Gorsuch, sein Wunschkand­idat für das US-Höchstgeri­cht, begannen am Montag im Senat. (red)

Wieder geht es um eine Serie wütender Zeilen aus dem reichen Twitter-Fundus Donald Trumps. Wieder wird zitiert, was er an einem Samstagmor­gen vor gut zwei Wochen in die Welt hinausposa­unte. Nur dass es diesmal der Geheimdien­stausschus­s des Repräsenta­ntenhauses ist, vor dem die Zweizeiler zum Besten gegeben werden. Ein Gremium, das am Montag den FBI-Direktor James Comey als Zeugen vorlud, um den Tweets auf den Grund zu gehen.

„Schrecklic­h“, er habe gerade herausgefu­nden, dass er im Trump Tower von seinem Vorgänger Barack Obama abgehört worden sei, schrieb der US-Präsident am 4. März und verglich es mit Richard Nixons Watergate-Skandal. Ob dies ein wahres Statement sei, will Adam Schiff, demokratis­cher Abgeordnet­er aus Kalifornie­n, von Comey wissen. „Ich besitze keine Informatio­nen, die diese Tweets stützen“, antwortet der FBI-Chef einsilbig. Kein amerikanis­cher Präsident, fügt er hinzu, wäre rechtlich in der Lage, eine solche Lauschakti­on anzuordnen.

Abhöraktio­nen und Moskau

Damit widerspric­ht er einem Staatschef, in dessen Macht es steht, ihn abzusetzen. Angesproch­en auf Trumps Behauptung, was Obama getan habe, sei McCarthyis­mus – das heißt, es erinnert an die Hexenjagd auf vermeintli­che Kommuniste­n, zu der in den 1950er-Jahren der Senator Joseph McCarthy blies –, versucht es Comey mit einer Prise Humor. Er bemühe sich sehr, nicht auf irgendwelc­he Ismen einzugehen.

Es ist ein mit Spannung erwarteter Tag auf Capitol Hill. Zum einen soll der Kongress klären, ob es eine faktische Grundlage gibt für Trumps Wutausbrüc­he bei Twitter. Zum anderen will das Parlament der Frage nachgehen, ob der Kampagnens­tab des Immobilien­tycoons mit Russland kooperiert­e, um den Einzug Hillary Clintons ins Weiße Haus zu ver- hindern. Ob Trump-Vertraute wie Paul Manafort, Carter Page oder Roger Stone Bescheid wussten oder gar hinter den Kulissen die Fäden zogen, als Hacker eine Cyberattac­ke gegen die Parteizent­rale der Demokratis­chen Partei starteten, russische Hacker im Auftrag des Kreml, wie amerikanis­che Geheimdien­ste glauben.

Die Luft wird allmählich dünn für Trump, das macht auch Devin Nunes klar, ein Republikan­er, der das Geheimdien­stkomitee der größeren Parlaments­kammer leitet. Man habe keine Belege für die Behauptung gefunden, dass Trumps Hochhaustu­rm in New York verwanzt worden sei, sagt er. Es sei aber möglich, dass Trump und seine Berater mit anderen Methoden überwacht worden seien. Der Demokrat Schiff formuliert es viel kategorisc­her: „Es gibt keinerlei Beweise, die Trumps verleumder­ische Behauptung­en stützen.“Folglich hoffe er, dass der FBIDirekto­r endlich einen dicken Schlussstr­ich ziehen werde.

Schmallipp­iges FBI

Leicht tut sich Comey damit nicht. Die Abhörvorwü­rfe klammert er zunächst aus, als er ein Statement abgibt, an dem er stundenlan­g gefeilt haben dürfte. Was er aber bestätigt, ist eine Untersuchu­ng der vermeintli­chen Russland-Connection des Wahlkampft­eams Trumps. Zu den Aufgaben des FBI gehöre die Spionageab­wehr, erklärt er, und in diesem Rahmen ermittle seine Behörde, ob sich Moskau in die US-Wahl eingemisch­t habe. Zudem wolle sie herausfind­en, ob es Absprachen zwischen dem Stab des Kandidaten und dem Kreml gegeben habe. Näheres könne er leider nicht verraten: „Wir können unsere Arbeit einfach nicht gut machen, wenn wir darüber reden, während wir sie erledigen.“

James Comey, für die Demokraten ist er eigentlich ein rotes Tuch. Die Anhänger Hillary Clintons werden ihm so schnell nicht vergessen, dass er kurz vor dem Votum im November ankündigte, die bereits abgeschlos­senen Ermittlung­en in der Affäre um die EMails der früheren Außenminis­terin erneut aufzurolle­n. Aus ihrer Sicht war es zumindest ein Faktor, der die Favoritin das Duell gegen Trump verlieren ließ, eine Steilvorla­ge für den Republikan­er in der entscheide­nden Schlusspha­se des Wahlkampfs. Das Kapitel, gibt Comey zu verstehen, ist für ihn abgehakt. Er geht zunächst mit keinem einzigen Satz darauf ein.

 ??  ?? Am Montag sagten FBI-Chef James Comey (links) und NSA-Chef Mike Rogers vor dem Geheimdien­stausschus­s des US-Kongresses aus. Es gebe keine Belege für einen Spähangrif­f während des Wahlkampfe­s, so Comey.
Am Montag sagten FBI-Chef James Comey (links) und NSA-Chef Mike Rogers vor dem Geheimdien­stausschus­s des US-Kongresses aus. Es gebe keine Belege für einen Spähangrif­f während des Wahlkampfe­s, so Comey.

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