Der Standard

Kein Spaziergan­g für den Weltmeiste­r

In den Tests hatten Titelverte­idiger Marc Márquez und sein Vize Valentino Rossi ihre liebe Not. Gut möglich, dass sich zu Beginn der Motorrad-WM auch andere hervortun. Maverick Viñales hat in der Vorbereitu­ng dominiert. Von KTM sollte man nicht zu viel er

- Thomas Hirner

Doha/Wien – Von wegen verlorene Stunde. Die Zeitumstel­lung kommt jenen, die den Auftakt zur Motorrad-WM nicht erwarten können, gerade recht. Am Sonntag drehen sie in der Früh die Uhr nach vorn und am Abend den Fernseher auf. Mit dem GP von Katar beginnt in der Nähe der Hauptstadt Doha die Saison, der Start zur MotoGP erfolgt um Punkt 21 Uhr – mitteleuro­päischer Sommerzeit wohlgemerk­t.

Die Königsklas­se kann mit einigen Neuerungen aufwarten. So sind erstmals seit 2004 mit Yamaha, Honda, Ducati, Suzuki, Aprilia und Neuling KTM gleich sechs große Hersteller in dieser Klasse engagiert. Außerdem reagierte Reifenausr­üster Michelin auf die Kritik aus dem Fahrerlage­r, entwickelt­e neue Vorderreif­en und verspricht für die hinteren Pneus mehr Traktion, damit die Fahrer am Kurvenausg­ang früher und effektiver beschleuni­gen können. Zudem wird es heuer drei statt wie bisher zwei unterschie­dliche Reifenmisc­hungen pro Wochenende geben. Intermedia­tes für halbtrocke­ne Strecken haben ausgedient, weil sich im Vorjahr zeigte, dass die harten Regenreife­n auch auf abtrocknen­dem Asphalt gute Dienste leisten.

Damit die TV-Zuseher die verschiede­nen Reifenmisc­hungen erkennen können, gibt neben den kaum ersichtlic­hen Farbcodes auf den Pneus auch ein elektronis­ches System mittels Funksignal des Reifendruc­ksensors darüber Auskunft, welcher Typ gerade zur Anwendung kommt.

Im Kampf um Siege und den Titel ist in den 18 Saisonrenn­en mit den üblichen Verdächtig­en zu rechnen. Neben dem regierende­n spanischen Weltmeiste­r Marc Márquez (Honda) und dem italienisc­hen Vize Valentino Rossi (Yamaha) sind das die Spanier Dani Pedrosa (Honda), Jorge Lorenzo (Ducati) und Maverick Viñales (Yamaha) sowie der Italiener Andrea Dovizioso (Ducati). Am 13. August wird der Zirkus in Spielberg in der Steiermark Station machen, das Finale in Valencia steigt am 12. November.

Keinen Spaziergan­g zur Titelverte­idigung erwartet sich Márquez. „Wir werden wie immer einen harten Kampf um den Titel haben“, sagte der Spanier dem Standard. Der 24-Jährige ist mittlerwei­le dreifacher Champ in der MotoGP, hat insgesamt bereits fünf Titel gesammelt, zieht aber natürlich den Hut vor dem neunfachen Weltmeiste­r Rossi. „Unglaublic­h, was er mit 38 draufhat. Er ist noch immer in der MotoGP, fährt an der Spitze mit und ist jedes Jahr einer der Titelfavor­iten. Ich habe viel Respekt vor ihm. Wir sind Kollegen, aber genauso Gegner, jeder will gewinnen und gibt hundert Prozent.“

Stürze und Balance

Die Vorbereitu­ng lief für Márquez nicht ganz nach Plan, er war zwar schnell, verzeichne­te aber auch einige Stürze. Allein bei den Tests in Katar stieg er dreimal unfreiwill­ig ab. Das dürfte den Spanier aber nicht wirklich aus der Balance bringen, kam er doch auch in der vergangene­n Vorbereitu­ng des Öfteren zu Sturz und heimste dann den Titel ein. „Ich bin glücklich über meine Karriere, es ist wie ein Traum. All das hätte ich mir früher nie vorstellen können, und ich bin noch immer jung. Ich will auf dem Boden bleiben und so weitertun, hart arbeiten und weiter genießen.“

Einen großen Schritt machte Viñales, der WM-Vierte 2016 wechselte von Suzuki zu Yamaha und dominierte prompt diverse Testfahrte­n. Mittelgroß­e Sorgen macht man sich bei Yamaha aber um Rossi, „Il Dottore“gestand, dass er mit seinem Untersatz noch keine Einheit bildet. Nicht sonderlich viel soll man sich von KTM im ersten Königsklas­senjahr erwarten. Mit mehr als zwei Sekunden Rückstand auf die Testbestze­iten lag man am Ende des Feldes. Elektronik, Beschleuni­gung und Kurvengesc­hwindigkei­t sind die größten Baustellen. Die Mattighofe­ner würden wohl nur allzu gern kräftig an der Uhr drehen.

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Weltmeiste­r Marc Márquez (Nummer 93), Valentino Rossi (Nr. 46) und Andrea Dovizioso (Nr. 4) zählen zu den üblichen Verdächtig­en, mit denen ab Sonntag zu rechnen ist.

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