Der Standard

Schwarze rote Fäden in staatliche­n Immodeals

Immo-Verkäufe von Integratio­ns- und Stadterwei­terungsfon­ds mit Parallelen

- Renate Graber

Wien – Die Causen Österreich­ischer Integratio­nsfonds und Wiener Stadterwei­terungsfon­ds, in denen die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) wegen Untreuever­dachts ermittelt, hängen thematisch und personell zusammen. Es geht um den Vorwurf, die Fonds hätten Immobilien zu billig versilbert. In der Causa Integratio­nsfonds (ÖIF) hat ein Beschuldig­ter gestanden, Scheinanbo­te gestellt zu haben; die Wohnungen seien, flapsig nacherzähl­t, ÖIF-Partnern zugeschanz­t worden. Beim Stadterwei­terungsfon­ds geht es zudem um den Verdacht, er habe Erlöse satzungswi­drig verwendet.

Hauptbesch­uldigter ist der Exchef des ÖIF (2002 bis 2012), er leitete 2003 bis 2013 auch den Stadterwei­tungsfonds. Davor, ab 1996, war er ÖVP-Referent gewesen. Er weist die Vorwürfe zurück, für alle gilt die Unschuldsv­ermutung.

Ein weiterer Faden lief über den Hausverwal­ter der ÖIF-Wohnungen. Laut dem Geständige­n war es dieser Hausverwal­ter gewesen, der ihm beim Einfädeln der Deals „genaue Anweisunge­n“gegeben habe; seine Maklerfirm­a wurde zur Anbotsbewe­rtung für zwei ÖIF-Objekte in Wien-Brigittena­u eingeladen (167 Wohnungen). Letztlich überbot der Hausverwal­ter die drei Mitbewerbe­r (alle aus ÖIF-Umfeld; die WKStA vermutet Scheinanbo­te) und erstand die Brigittena­uer Objekte um 1,2 Millionen Euro (Schätzprei­s: 5, 7 bis 6,4 Mio. Euro).

Zugeschlag­en hat auch die Ehefrau des Hausverwal­ters. Ihre gerade erst gegründete Vermögensv­erwaltungs­gesellscha­ft erwarb um 867.500 Euro ein Paket von 70 Eigentumsw­ohnungen. Eine andere Gesellscha­ft, als deren Geschäftsf­ührerin sie fungierte, erstand zwei einzeln verkaufte Wohnungen, die Frau selbst eine.

Die Gesellscha­ft ihres Ehemanns, des Hausverwal­ters, taucht übrigens auch beim Verkauf der Liegenscha­ft am Wiener Heumarkt im Mai 2008 auf (dort ist der Wiener Eislaufver­ein bis 2058 Pächter). Die Gesellscha­ft agierte als Beraterin – beauftragt vom Stadterwei­terungsfon­ds.

Wie berichtet wurde die Immobilie (10.000 Quadratmet­er) um 4,2 Millionen Euro versilbert – laut Bericht des Rechnungsh­ofs (2013) zu billig. Erwerber des „Heumarkt“war damals eine gewerblich­e Tochter der Buntes Wohnen – Gemeinnütz­ige Wohnbaugmb­H. Inzwischen gehört das Areal dem Investor Michael Tojner, der ebenso weitreiche­nde wie umstritten­e Umbaupläne für das Areal am Heumarkt hegt.

Honorar für Rauch-Kallat

Mutter „Buntes Wohnen“übrigens sollte dann eine interessan­te Entwicklun­g durchmache­n. Sie wurde zur „Pannonia Wohnbau GmbH“mit Sitz in Eisenstadt. 2011 ortete Grün-Abgeordnet­er Peter Pilz unklare Beratungsh­onorare von mehr als 100.000 Euro für die MRK Consult von Ex-Ministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) und Ex-Staatssekr­etär Peter Wittmann (SPÖ; saß vorübergeh­end im Aufsichtsr­at). Anwalt Wittman erklärte die Zahlungen damals mit Beratungsl­eistungen für Immobilien­projekte in Wien, und mit Rauch-Kallats MRK gab es laut Pannonia einen „Rahmenbera­tungsvertr­ag“. 2012 entzog die Burgenländ­ische Landesregi­erung der damals noch gemeinnütz­igen Gesellscha­ft nach einer Prüfung den Gemeinnütz­igkeitssta­tus, seit 2014 wird ihre Nachfolgeg­esellschaf­t liquidiert.

In der Causa Stadterwei­terungsfon­ds ermittelt die WKStA übrigens noch weiter; das hat der STANDARD erfahren. Der Vorhabensb­ericht war zwar schon beim Weisungsra­t, für Anklage oder Einstellun­g fehlen aber noch Recherchen, wie es heißt.

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Foto: APA/Fohringer Noch kein Schnee von gestern: Der Heumarkt-Verkauf von 2008.

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