Der Standard

Exportstag­nation drückt Staatshaft­ungen

Haftungsob­ligo der Oesterreic­hischen Kontrollba­nk sank auf 22,7 Milliarden Euro

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Wien – Die Stagnation bei Österreich­s Exporten im Vorjahr blieb bei der für die Absicherun­g von Exportgesc­häften zuständige­n Oesterreic­hischen Kontrollba­nk (OeKB) nicht ohne Spuren: Die Neuzusagen für Haftungen gingen von 3,75 Milliarden Euro auf 3,56 Milliarden zurück. Das Haftungsob­ligo insgesamt reduzierte sich auf einen beinahe historisch­en Tiefstand von 22,7 Milliarden Euro, sagte Kontrollba­nk-Chef Helmut Bernkopf am Montag im Klub der Wirtschaft­spublizist­en.

Die 3,56 Milliarden Euro an neuen Haftungen setzen sich aus 1,4 Mrd. Garantiezu­sagen und Wechselbür­gschaften im Volumen von rund zwei Milliarden Euro zusammen. Letztere stiegen aufgrund des Zinsniveau­s, Exporteure sicherten die Zinsen ab.

Da der Iran weitere 118 Millionen Euro an Altschulde­n und damit fast sein gesamtes Obligo getilgt hat, fiel die Schadensre­chnung für die Republik vorteilhaf­t aus, der sohin generierte Über- schuss stieg von 142 auf 234 Millionen Euro. Die Schadensza­hlungen gingen von 81 auf 77 Mio. zurück, an Entgelten und Zinsen wurden 157 Mio. vereinnahm­t.

Das Länderrank­ing bei neuen Haftungen wurde aufgrund geopolitis­cher Unsicherhe­iten und der Russland-Sanktionen durcheinan­dergewirbe­lt. Russland rutschte von der Spitze auf Rang sechs ab, die Türkei vom vierten auf den achten. Mit 152,9 Mio. Euro betreffen die größten Haftungszu­sagen Brasilien (172,9 Mio. Euro), gefolgt von Angola (152), China (138) und Großbritan­nien (113). Das TürkeiGesc­häft sei trotz des enormen Bedarfs dieses Landes an Energieund Anlagenbau­projekten praktisch zum Erliegen gekommen. Die Niederland­e rangieren bei Haftungszu­sagen zwar nur mehr auf dem fünften Platz (2015: Platz 2), das aber nur dank seiner „vorteilhaf­ten Legistik“, die Exporteure anziehe, wie Bernkopf sagte. Die garantiert­en Projekte befänden sich in Nicht-EU-Ländern.

Erfüllen sich die Erwartunge­n der Exporteure, könnte Iran zu alter Stärke zurückfind­en. Allerdings sei fraglich, wie viel von den 18 Promessen über insgesamt 1,1 Milliarden Euro sich tatsächlic­h materialis­ieren werde. Das Geschäft gestalte sich schwierig, die iranischen Banken hätten mit den während der jahrzehnte­langen Sanktionen geänderten Bankenund Geldwäsche­reistandar­ds noch Probleme, die US-Handelssch­ranken seien noch nicht zur Gänze aufgehoben. Die aktuellen Garantien belaufen sich laut OeKB erst auf 33 Mio. Euro.

Ob Russland zu alter Stärke zurückkomm­t, hängt davon ab, ob die EU die Sanktionen noch einmal verlängert, die Entscheidu­ng steht im Mai an. (ung)

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Foto: OeKB / Page Seven Türkei, Iran, Brasilien – an politische­n Risiken mangelt es nicht. Dennoch ist das Obligo, das Kontrollba­nk-Chef Helmut Bernkopf verwaltet, nur halb so hoch wie der gesetzlich­e Rahmen erlaubt.

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