Der Standard

Menschenfr­eundliche Verwirrung

William Shakespear­es „Wie es euch gefällt“als buntes Ideentreib­en in Sankt Pölten

- Michael Wurmitzer

Sankt Pölten – Es könnte alles recht einfach sein, machte William Shakespear­e die Dinge nicht unnötig komplizier­t, wobei die Erschwerni­s geglückter Zusammenku­nft, von seiner Warte aus betrachtet, durchaus sinnvoll ist. Familienzw­ist, junge Liebe, ein Wald, Identitäts­wechsel, Verwirrung und Happy End sind der Bauplan, dem Wie es euch gefällt folgt.

Im Landesthea­ter Niederöste­rreich feierte die Komödie am Wochenende Premiere. Eine geschlagen­e halbe Stunde dauerte es dabei, bis sich der Vorhang öffnete. An der Rampe hatte sich das Ensemble bis dahin gedrängt aufgefädel­t und seine Sätze geformt. Klar: Wir sind am Hof des Herzogs Frederick, und es ist hier eng für den, der ihm nicht zu Gesicht steht.

Wie die Hauptfigur­en Orlando und Rosalinde. Beim ersten Treffen der beiden am Hof hatte es gefunkt, vor Benommenhe­it aber hat der junge Mann nicht mehr als ein Stammeln hervorgebr­acht. Durch Menschenma­cht getrennt, vom Schicksal aber wunderbare­rweise ins selbe Exil geführt, erhalten Tobias Artner und Katharina Knap eine verdiente zweite Chance.

Dazu tut sich im Guckkasten nun die Welt des Waldes von Arden auf (Ausstattun­g von Dominik Freynschla­g und Noelle Brühwiler). Nichts hat er mit den grauen Anzügen der Mächtigen gemein. Er wird bevölkert von übergroßen Pappmachék­öpfen, einem riesigen weißen Hasen, einem wandelnden Baum. Auch eine mitreißend­e Band (die Darsteller, angeführt von Helmut Thomas Stippich) formiert sich hie und da im gelbwarmen Scheinwerf­erlicht.

Dass die Verliebten nicht von des jeweils anderen Gegenwart in dem Wald wissen, hält das Spiel erst am Laufen. Dann der unfaire Vorteil, dass Rosalinde sich verkleidet hat. Nebenliebe­spaare fächern die Möglichkei­ten des Begehrens und Gaukelns zudem auf.

„Oh, schön“

Es ist ein Treiben bunter Ideen, das Regisseur Gottfried Breitfuß abfeuern lässt. Ein kleines Treppchen trägt etwa der Narr Touchstone (sehr gut: Toni Slama) mit sich herum, um von dort oben den Herren und Schäfern die Welt zu erklären. Ein komplizier­ter Monolog wird in Originalsp­rache wiederholt und ergriffen mit „Oh, schön“quittiert, Ovids Vier Weltzeital­ter auf Latein angestimmt.

Heiter und überdreht wird Wie es euch gefällt so zum Hingucker, ohne dem aber die gewitzten Reden Shakespear­es zu opfern. Das spielfreud­ige Ensemble führt diese trotz des Drunter und Drüber immer wieder trefflich. Großer Premierena­pplaus für starke Leistungen und überborden­de Fantasie. Bis 29. 4. Gastspiel Bühne Baden: 4., 5. 4.

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Foto: Alexi Pelekanos Ein kleiner, aber dynamische­r Teil des 13-köpfigen Ensembles.
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Foto: Barbara Palffy Rosa Braber, Peter Beil und Grischka Voss (von links).

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