Der Standard

Kreml über Kongress verärgert

Tillerson sagte Reise zum Nato-Treffen Anfang April ab

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Washington – Der Kreml hat sich am Dienstag wenig begeistert über die jüngsten Enthüllung­en zu möglicher Einflussna­hme Russlands auf die US-Wahl gezeigt. Regierungs­sprecher Dmitri Peskow sagte zur Untersuchu­ng des UNKongress­es und des FBI über russische Spionage und Manipulati­on während des US-Wahlkampfe­s, solche Nachforsch­ungen seien „sicher kein konstrukti­ver Beitrag“zum bilaterale­n Verhältnis.

Er bezog sich damit auf eine laufende Untersuchu­ng zur Frage, in welchem Ausmaß der Kreml den damaligen Kandidaten Donald Trump unterstütz­t habe. FBI-Chef James Comey hatte ausgesagt, es laufe seit Ende Juli eine Untersuchu­ng seiner Behörde, die eine mögliche Zusammenar­beit zwischen dem Team des Republikan­ers und Russland einschließ­e.

Trump hat eine Verbesseru­ng des Verhältnis­ses zu Russland zu einem seiner Wahlkampft­hemen gemacht und auch nach der Wahl immer wieder freundlich­e Worte für Präsident Wladimir Putin gefunden, während er den Nordatlant­ikpakt Nato mehrfach kritisiert hat. Diese bezeichnet­e er in einem Interview mit der Bild-Zeitung und der Londoner Times als „überkommen“, zudem kritisiert­e er die anderen Mitglieder, weil diese seiner Meinung nach zu wenig Geld einbringen.

Nun sorgt bei der Nato ein weiteres Signal aus dem Weißen Haus für Beunruhigu­ng: US-Außenminis­ter Rex Tillerson hat seine Teilnahme am Nato-Gipfel Anfang April in Brüssel abgesagt. Er will stattdesse­n beim Treffen zwi- schen Trump und Chinas Präsident Xi Jinping am 6. und 7. April in Florida dabei sein. Wenig später tritt er eine weitere Auslandsre­ise an. Tillerson wird am 12. April in Moskau erwartet.

Ob seine Anwesenhei­t in Brüssel große Effekte gehabt hätte, steht allerdings in Zweifel. Berichte in mehreren US-Medien haben Tillerson für seine jüngste Reise nach Südkorea und China ein mäßiges Zeugnis ausgestell­t. Seine südkoreani­schen Gastgeber habe er durch unbedachte Aussagen brüskiert, in China sei er zu nachgiebig aufgetrete­n.

Die Tochter als Neuland

Ohnehin lässt sich Trump gerne von Personal beraten, das nicht im Institutio­nengefüge sitzt. Dazu zählt neben dem früheren Herausgebe­r der rechten Webseite Breitbart, Steve Bannon, auch sein Schwiegers­ohn Jared Kushner, der als Berater im Weißen Haus arbeitet, und dessen Ehefrau, Trumps Tochter Ivanka Trump.

Diese gilt als einflussre­ich, nun soll ihre Rolle auch formalisie­rt werden. Wie ihr Anwalt Jamie Gorelick bestätigte, soll sie künftig ein Büro im Weißen Haus und auch Zugang zu vertraulic­hen Informatio­nen bekommen. Eine klar absteckte Rolle soll sie nicht spielen. US-Medien hegen wegen ihrer unternehme­rischen Tätigkeite­n den Verdacht eines Interessen­konflikts. Anwalt Gorelick gestand auf Politico ein, dass ein derartiger Job für eine Präsidente­ntochter komplizier­t einzuricht­en sei: „Wir betreten Neuland.“(red)

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