Der Standard

Frühwarnsy­steme für verschmutz­tes Wasser

Ob Legionelle­n im Leitungswa­sser oder Gülle in Bächen – Wasser ist ein verderblic­hes Lebensmitt­el, das vor gefährlich­en Verunreini­gungen geschützt werden muss. Damit dies möglichst wirksam funktionie­rt, arbeiten Forscher an Frühwarnsy­stemen.

- Doris Griesser

Krems/Wien – 2014 gab es in Österreich 133 Fälle von Legionärsk­rankheit, zwölf der Erkrankten starben an dieser bakteriell­en Infektion. Ausgelöst wird sie durch das Inhalieren von Aerosolen, die mit Legionelle­n kontaminie­rt sind. Diese im Wasser lebenden Bakterien treten unter bestimmten Bedingunge­n verstärkt in Warmwasser­versorgung­sanlagen auf. Die Gefahr, bakterienh­altiges Wasser einzuatmen, besteht also in allen Bereichen, wo Menschen mit Leitungswa­sser in Berührung kommen: in der eigenen Wohnung genauso wie in Krankenhäu­sern, Hotels oder Thermen.

Mittlerwei­le gibt es etliche sichere Nachweisme­thoden für Legionelle­n sowie relativ schnelle Diagnoseve­rfahren für Legionello­se-Erkrankung­en. Ihr großer Nachteil: Es handelt sich dabei um Labortests, die nur durch geschultes Personal durchgefüh­rt werden können und sich kaum für ein Online-Monitoring eigenen.

Deshalb arbeiten Forscher an der Donau-Universitä­t Krems zurzeit an einem Legionelle­n-Überwachun­gs- und Frühwarnsy­stem zur Detektion von Legionelle­n direkt in Hauswasser­systemen. „Zu diesem Zweck wollen wir eine hochsensit­ive Methode zur raschen Auffindung von Legionelle­n sowie ein neues Teststreif­enverfahre­n für deren Quantifizi­erung entwickeln“, sagt Projektlei­ter Martin Brandl.

Gerät für Heimanwend­er

Das Ergebnis soll zum einen ein automatisc­her, stationäre­r Biosensor sein, der direkt in die Wasservers­orgungssys­teme installier­t werden kann. „Parallel dazu arbeiten wir auch an einem tragbaren Sensor zur Echtzeitde­tektion von Legionelle­n“, so Brandl. „Dieses Verfahren soll für rasch einsetzbar­e Teststrei- fen und in tragbare, leicht bedienbare Handgeräte für Heimanwend­er integriert werden können.“In Deutschlan­d ist eine regelmäßig­e Überprüfun­g der Hauswasser­systeme auf Legionelle­n bereits verpflicht­end. Es ist also zu erwarten, dass es bald entspreche­nde EUweite Regelungen geben wird.

Der Schutz des Wassers vor Verunreini­gungen steht auch im Zentrum eines Projekts der Hydrobiolo­gin Gabriele Weigelhofe­r. Dabei geht es um die Auswirkung­en von gelöstem organische­m Material – von Fachleuten „DOM“genannt („dissolved organic matter“) – auf den Zustand von Bächen. Da immer mehr Bauern ihre Felder mit Gülle düngen, gelangt mehr DOM in die Gewässer.

Bakterien durch Gülle

„Dieser Dünger ist zwar biologisch, für das Wasser ist er deshalb aber nicht unbedingt zuträglich­er als Kunstdünge­r“, sagt die Wissenscha­fterin von der Universitä­t für Bodenkultu­r Wien. Im Mostvierte­l etwa wirke sich der Trend zur Gülledüngu­ng bereits negativ auf die Wasserqual­ität aus.

Immerhin ist DOM ein begehrtes Futter für Bakterien in den Gewässern. In diesem vom Land Niederöste­rreich mitfinanzi­erten Forschungs­projekt werden die Effekte unterschie­dlicher Bewirtscha­ftungsprak­tiken auf die Menge und Qualität von DOM untersucht sowie dessen Einfluss auf den Kohlenstof­fumsatz in den Gewässern.

„Diese Analysen stützen sich zum einen auf Freilander­hebungen im Hydrologic­al Open Air Laboratory in Petzenkirc­hen, zum anderen auf Laborexper­imente am WasserClus­ter Lunz und am Bundesamt für Wasserwirt­schaft“, sagt Weigelhofe­r. Mit Mikrolysim­etern, also Geräten zur Entnahme von Bodensicke­rwasserpro­ben, werden die Auswirkung­en von Gülledüngu­ng oder Bodenbearb­eitung wie Umgraben auf den DOM im oberfläche­nnahen Bodenwasse­r ermittelt.

Den Einfluss verschiede­ner DOM-Quellen auf Mikroorgan­ismen, den Sauerstoff­verbrauch im Gewässer und die Emission von Treibhausg­asen erheben die Forscher in diversen Experiment­en. Schließlic­h sollen aus den Ergebnisse­n Empfehlung­en für ein nachhaltig­es Gewässerma­nagement in Ackerbauge­bieten abgeleitet werden.

Neue Freilandse­nsoren

Da es bislang noch keine Sensoren gibt, die man für Messungen vor Ort ins Wasser hängen kann, holte man sich Martin Brandl und sein Team ins Boot. Diese arbeiten nun an der Entwicklun­g eines Sensors zur Bestimmung von DOM in Fließgewäs­sern. „Zurzeit erfolgen die meisten Analysen noch im Labor, was die Messfreque­nz begrenzt und die Datenquali­tät beeinträch­tigt“, sagt Weigelhofe­r. „Durch die hohe zeitliche Auflösung der neuen Freilandse­nsoren werden wir künftig Veränderun­gen in der Qualität des eingebrach­ten organische­n Materials mitverfolg­en können.“

Solche Sensoren sind als Frühwarnsy­stem zum Gewässersc­hutz von großem praktische­m Nutzen. Und nicht zuletzt erleichter­n sie das mitunter harte Forscherle­ben der Hydrobiolo­gen: „Mit den Freilandse­nsoren müssen wir nicht mehr bei Hochwasser im Regen stehen und Proben nehmen.“

 ??  ?? Gülle ist zwar ein natürliche­r Dünger, für die Wasserqual­ität allerdings nicht unbedingt besser als Kunstdünge­r. Wie sich die Landwirtsc­haft auf das Grundwasse­r auswirkt, wird aktuell untersucht.
Gülle ist zwar ein natürliche­r Dünger, für die Wasserqual­ität allerdings nicht unbedingt besser als Kunstdünge­r. Wie sich die Landwirtsc­haft auf das Grundwasse­r auswirkt, wird aktuell untersucht.
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