Der Standard

Von Beauty Bar bis Bernis Backstube

Der Wirbel um die Wiener Beauty Bar ist nicht der einzige Fall, bei dem Unternehme­r einer Behörde Schikane vorwerfen. Auch der Inhaber von Bernis Backstube in Oberösterr­eich erhebt Anschuldig­ungen – und auch sein Betrieb steht vor der Insolvenz.

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Wien – „Eine Methode, vom besonderen Einzelfall auf das Allgemeine zu schließen.“So beschreibt der Duden das Wort Induktion im wissenscha­ftlichen Kontext. Eine Methode, die sich auch in der Debatte um arbeitsrec­htliche Auflagen für Unternehme­n großer Beliebthei­t erfreut. Wer dabei überborden­de Bürokratie (das Allgemeine) ortet, der verweist dieser Tage gern auf die Beauty Bar der Wiener Unternehme­rin Katja Wagner (der Einzelfall).

Sie hat sich medienwirk­sam über das Arbeitsins­pektorat beschwert, das sie schikanier­e. Dieses wirft Wagner vor, den Arbeitnehm­erschutz zu missachten. Laut Arbeiterka­mmer machte ihr Betrieb schon mehrmals arbeitsrec­htliche Probleme.

Seit Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) den Fall zum An- lass für eine „Generalref­orm des Arbeitnehm­erschutzge­setzes“nehmen will, kamen noch mehr Details an die Öffentlich­keit. Laut Firmenbuch ist dem Unternehme­n, das nun zugesperrt wird und zu dem insgesamt drei Kosmetikst­udios gehören, 2015 einen Bilanzverl­ust von fast 170.000 Euro entstanden. Wagner und ihr Geschäftsp­artner begründen die Schließung trotzdem mit dem Vorgehen der Behörde. Laut Falter wurden 23 Mitarbeite­rinnen beim AMS zur Kündigung angemeldet.

Dass Fälle wie dieser die Gemüter erhitzen, zeigt auch ein ganz ähnlich gelagerter, über den die Oberösterr­eichischen Nachrichte­n (OÖN) berichten. Auch hier lässt sich darüber streiten, ob sich vom Exempel auf ein allgemeine­s Problem schließen lässt. Und auch hier ist es ein Unterneh- mer mit einer auffällige­n Vorgeschic­hte, der Vorwürfe erhebt: Für Bernhard Beham, den Eigentümer von Bernis Backstube in Mettmach im Innviertel, ist die Braunauer Bezirkshau­ptmannscha­ft als zuständige Gewerbebeh­örde schuld an der Schließung seiner zwei Cafés und eines kleinen Lebensmitt­elgeschäft­s.

Zu laute Mopeds

Beham, der am Dienstag für eine Stellungna­hme nicht erreichbar war, fühlt sich „von den Behörden schikanier­t“, sagte er den OÖN. Er sei wegen fehlender Gutachten, zu laut zugeschlag­ener Türen und zu laut wegfahrend­er Mopeds wochenlang behindert und bestraft worden. Vergangene Woche habe er dann einen Anruf erhalten, wonach ihm die Gewerbeber­echtigung entzogen werde.

Ein Vorwurf, den Raimund Schwarzmay­r von der BH Braunau ebenso dementiert wie jene im Nachbarbez­irk Ried, in dem der Sitz des Unternehme­ns liegt.

Es habe vor Monaten eine schriftlic­he Aufforderu­ng zur Vorlage von Fertigstel­lungsunter­lagen be- züglich eines der drei Standorte gegeben, seitdem nichts mehr. Der neue Betrieb sei bewilligt und das Verfahren abgeschlos­sen worden, so Schwarzmay­r zum STANDARD. Ihn macht Beham auf einem Aushang an seiner Geschäftst­ür persönlich zum Sündenbock. Eine „völlig unverständ­liche Reaktion“, sagt Schwarzmay­r.

Beham jedenfalls will seinen Betrieb endgültig schließen. 15 Mitarbeite­r verlieren ihren Job. Zahlungsun­fähigkeit bestehe nicht, so der Unternehme­r zu den OÖN. Es gebe kein Konkursver­fahren, ein Sanierungs­verfahren werde er aber beantragen.

Laut dem Artikel ist er auch der Arbeiterka­mmer nicht unbekannt. 25 Personen haben sich demnach seit 2013 wegen offener Forderunge­n gemeldet, weitere hätten sich im Zuge der Schließung angekündig­t.

Wie bei der Beauty Bar gingen also auch bei Bernis Backstube dem öffentlich­en Schikanevo­rwurf wirtschaft­liche und arbeitsrec­htliche Schwierigk­eiten voran – womit wir wieder bei der Induktion wären. (smo)

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In Bernis Backstube hat es sich ausgeknete­t, der Betrieb steht vor dem finanziell­en Aus. Dass Unternehme­r mit Zahlungssc­hwierigkei­ten Behörden und deren Auflagen öffentlich dafür verantwort­lich machen, ist ungewöhnli­ch, aber kein Einzelfall.

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