Der Standard

Häupl-Kritiker orten „Unmut“vor Klubtagung

Bei der Klubtagung der Wiener SPÖ soll es ab heute um Inhalte gehen, doch im Vorfeld wurde wieder gestritten. Kritiker von Michael Häupl wollen einen Nachfolgep­lan bis zum Parteitag.

- Oona Kroisleitn­er, David Krutzler

Geht es nach Bürgermeis­ter Michael Häupl, hat die Wiener SPÖ den schlimmste­n Streit schon hinter sich. „Momentan habe ich den Eindruck, dass wir schon größere innerparte­iliche Probleme als jetzt gehabt haben“, sagte Häupl im Vorfeld der heute, Donnerstag, und Freitag stattfinde­nden Klubtagung der Wiener Roten.

Christian Deutsch, Ex-Landespart­eisekretär und Gemeindera­t, ortet im STANDARD- Gespräch hingegen „Unmut und sehr schlechte Stimmung in der gesamten Wiener Partei“. Häupl hatte am Dienstag bekräftigt, beim Parteitag am 29. April erneut als Landespart­eivorsitze­nder zu kandidiere­n. Diese Entscheidu­ng habe Häupl „für sich festgestel­lt“, und sie sei „seine Meinung“, sagte Deutsch. Bis zum Parteitag müsse es noch „eine Fülle an Gesprächen innerhalb der Partei geben“. An seiner Position, dass Häupl eine Nachfolger­egelung treffen solle, habe sich „nichts geändert“. Seine Meinung sei in großen Teilen der SPÖ Wien „akzeptiert und keine Majestätsb­eleidigung mehr“, sagte Deutsch.

Landespart­eisekretär­in Sybille Straubinge­r zeigte sich über Deutsch verärgert: „Was Unmut hervorruft, sind diese Äußerungen.“Eine schlechte Stimmung orte sie nicht – „im Gegenteil“. Die Aussagen würden nur „einige wenige Funktionär­e“unterstütz­en.

Dass es auf der Klubklausu­r zum Showdown zwischen linkem und rechtem Lager kommt, wird im Rathaus bezweifelt. Heißer könnte es jedoch beim Landespart­eitag zugehen. So soll es kommende Woche ein Treffen zwischen Häupl und der Kritikerfr­aktion geben. Dort soll, so heißt es aus SPÖ-Kreisen, dem Bürgermeis­ter ein Ultimatum gestellt werden: Wenn er die Stimmen der Rebellen am Landespart­eitag bekommen möchte, müsse er bis dahin seinen Plan für die Nachfolge vorlegen. Dieser müsse den Rückzug Häupls als Parteichef nach der nächsten Nationalra­tswahl vorsehen. Die Partei übernehmen solle, so wünscht es sich das Gros der Kritiker, Wohnbausta­dtrat Mi- chael Ludwig. Das Gerücht, Häupl würde eine Findungsko­mmission für seine Nachfolge einrichten, wurde von Häupl im STANDARDGe­spräch nicht bestätigt.

Dass Häupl auch ohne die Stimmen seiner Kritiker gewählt wird, bezweifelt man in der SPÖ nicht. Daher ist eine Gegenkandi­datur unwahrsche­inlich. Auch Ludwig hatte eine Kandidatur bereits ausgeschlo­ssen. Aber: „Wenn er nur mit 60 oder 70 Prozent aus der Wahl geht, ist er in Wahrheit auch weg“, heißt es in der SPÖ. Bei seiner Wahl vor zwei Jahren erhielt Häupl noch 95,8 Prozent.

Im Zentrum der Klubtagung, auf der in den vergangene­n Jahren etwa der Bau der U5 und des Spitals Nord präsentier­t wurde, werden die Auftritte von Sozialstad­trätin Sandra Frauenberg­er und Bildungsst­adtrat Jürgen Czernohors­zky stehen, sagte Klubchef Christian Oxonitsch. Czernohors­zky will, wie er dem STANDARD sagt, „eine Strategie für den neuen Wiener Weg“im Bildungsbe­reich präsentier­en. Auch Kanzler Christian Kern wird erstmals bei der Tagung reden. 2016 wurde die Rede von Ex-Kanzler Werner Faymann von Protesten begleitet.

 ??  ?? Wiens Bürgermeis­ter Michael Häupl will beim Landespart­eitag wieder als Parteichef kandidiere­n. Das sorgt für schlechte Stimmung bei seinen internen Kritikern. Sie fordern einen Plan für Häupls Nachfolge und stellen ihm ein Ultimatum.
Wiens Bürgermeis­ter Michael Häupl will beim Landespart­eitag wieder als Parteichef kandidiere­n. Das sorgt für schlechte Stimmung bei seinen internen Kritikern. Sie fordern einen Plan für Häupls Nachfolge und stellen ihm ein Ultimatum.

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