Tote bei mutmaßlichem Anschlag in London
In London kam es am Mittwochnachmittag zu mehreren Angriffen, die Polizei sprach vorerst von Terrorismus. Schauplätze waren die Innenstadt und das Parlament. Es gab zumindest ein Todesopfer und mehrere Verletzte.
London– Am Jahrestag der Anschläge in Brüssel sind bei einem Angriff in der Nähe des Parlamentsgebäudes in London eine Frau getötet und mehrere Menschen verletzt worden. Polizisten hätten auf einen mutmaßlichen Angreifer außerhalb des Gebäudes geschossen, teilte der Präsident des Unterhauses mit. Ein Polizist sei zuvor auf dem Gelände nach offiziellen Angaben von einem Mann niedergestochen.
Der Abgeordnete David Lidington, Leader des House of Commons, sagte aus, der mutmaßliche Angreifer wurde von Schüssen der Polizei getroffen. Die Behörden hätten dem Abgeordnetenhaus empfohlen, die derzeit unterbrochene Sitzung vorerst nicht wiederaufzunehmen. Im Parlament kam es zu chaotischen Szenen. Bewaffnete Polizisten hätten mehrere Abgeordnete, darunter auch sie selbst, mit vorgehaltener Waffe in einen Abstimmungsraum gebracht, berichtete die Konservative Anna Soubry.
Die britische Polizei geht bei dem Angriff vorerst von einem terroristischen Vorfall aus. Dies gelte, solange keine anderen Erkenntnisse vorlägen, teilte die Polizei am Mittwoch mit.
Ein Reuters-Fotograf berichtete von mindestens einem Dutzend Verletzten auf der unweit vom Parlament gelegenen Westminster-Brücke. Ein Reuters-Foto zeigte mehrere am Boden liegende Personen, von denen einige auch stark bluteten und offensichtlich bewusstlos waren. Anscheinend war auf der Brücke ein Fahrzeug in eine Gruppe von Fußgängern. Ein anderes Foto zeigte einen Körper unter den Reifen eines Busses. Auch der ehemalige polnische Außenminister Radoslaw Sikorski war offenbar als Augenzeuge vor Ort anwesend, wie er auf Twitter schrieb.
Nach einem BBC-Bericht ging die Polizei von einem verdächtigen Fahrzeug vor dem Parlamentsgebäude aus. Die Sicherheitskräfte evakuieren das Gebiet. Die U-Bahn-Station Westminister wurde auf Bitten der Polizei geschlossen. Vor dem Parlaments- gebäude landet ein Rettungshubschrauber. Zeugen berichteten, dass sich Rettungskräfte hinter den Toren zum Parlamentsgebäude um zwei Personen bemühten. Das Gebäude sei abgesperrt worden. Schwerbewaffnete und zum Teil mit Schutzschilden ausgerüstete Polizisten stürmten in das Gebäude. Ein Sprecher von Premierministerin Theresa May erklärte, die Regierungschefin sei in Sicherheit. Sie sei von Bodyguards in die Downing Street eskortiert worden.
Aufruf der Polizei
Die britische Polizei hat nach zwei mutmaßlichen Terroranschlägen in London Zeugen aufgerufen, Filmaufnahmen und Fotos an die Ermittler zu senden. Per Twitter verwies sie auf einen entsprechenden Link zur Übermittlung von Hinweisen. Gleichzeitig rief die Polizei zur Zurückhaltung auf und bat darum, keine Bilder und Videos von Verletzten in Umlauf zu bringen.
Der Chefunterhändler der EU für die Brexit-Verhandlungen, Michel Barnier, drückte im EU-Parlament seine Solidarität mit den Bürgern und Behörden Großbritanniens aus.
Königin Elizabeth II hielt sich während der mutmaßlichen Terrorangriffe im Buckingham-Palast auf. Die Fahne, die ihre Anwesenheit des britischen Staatsoberhaupts anzeigt, war am Mittwoch gehisst. Palastsprecher äußerten sich nicht zu konkreten Sicherheitsmaßnahmen und verwiesen auf die Polizei. Die Nachrichtenagentur PA berichtete, dass die Tore geschlossen seien und bewaffnete Polizisten die Zugänge bewachten.
In der gesamten Stadt kam das öffentliche Leben kurzfristig zum Erliegen. (red)