Der Standard

Ohne Debatte zu Beschluss

Teure Medikament­e: Neos kritisiere­n Regierungs­plan

- Marie-Theres Egyed

Wien – Wie viel ein Medikament tatsächlic­h kostet, wissen die wenigsten, die es beziehen. Meist reicht es, das vom Arzt ausgestell­te Rezept dem Apotheker zu geben und die Gebühr von 5,85 Euro zu bezahlen.

Damit ein Medikament überhaupt durch die Rezeptgebü­hr abgegolten werden kann und die Krankenver­sicherung die Differenz zum Einkaufspr­eis übernimmt, muss das Präparat in den Erstattung­skodex aufgenomme­n werden. Dieser wird zwischen Hauptverba­nd der Sozialvers­icherungen und Pharmafirm­en verhandelt.

Die Regierung plant für besonders teure Medikament­e, die mehr als 700 Euro pro Packung kosten, eine gesetzlich­e Preisregel­ung einzuführe­n. Das betrifft vor allem Krebsthera­pien. Pharmafirm­en bieten etwa in Griechenla­nd Arzneien zu einem deutlich niedrigere­n Preis an als in Deutschlan­d. Hier will die Koalition ansetzen. Geht es nach der SPÖ, soll für teure Medikament­e der EU-weite Durchschni­ttspreis ermittelt und dann von den Hersteller­n fünf Prozent abgezogen werden. Der ÖVP geht dieser Abschlag zu weit. Weil vorerst keine Einigung er- zielt wurde, konnte das Vorhaben auch nicht im Gesundheit­sausschuss diskutiert werden – sehr zum Ärger des Neos-Abgeordnet­en Gerald Loacker. Seinen Informatio­nen zufolge plant die Regierung, die Preisregel­ung dennoch umzusetzen: Ein Abänderung­santrag für das Allgemeine Sozialvers­icherungsg­esetz soll kommenden Mittwoch im Plenum eingebrach­t werden. Für den pinken Parlamenta­rier ein Regelverst­oß. Er kritisiert im STANDARD- Gespräch, dass der Gesetzwerd­ungsprozes­s ohne Möglichkei­t zur Stellungna­hme durchgebra­cht werde: „Durchpeits­chen ist dafür ein Hilfsausdr­uck.“Doch er kann auch dem Regierungs­vorhaben überhaupt nichts Positives abgewinnen: „Es wird bewusst riskiert, dass innovative, teure Medikament­e den Patienten nicht zur Verfügung stehen“, erklärt der Neos-Gesundheit­ssprecher. Dadurch kommt es zu der Situation, dass Pharmafirm­en erst gar nicht ihre Präparate auf dem österreich­ischen Markt anbieten wollen. Sie würden damit ihre Preisgesta­ltung in anderen europäisch­en Ländern gefährden, da der heimische Absatz eher klein sei. „Hier wird letztendli­ch am Patienten gespart“, sagt Loacker.

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Foto: APA/Pfarrhofer Loacker: „Es wird am Patienten gespart.“

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