Der Standard

Salzburg erhält Beratungss­telle für Roma

Europäisch­er Sozialfond­s und Sozialmini­sterium finanziere­n Arbeitsmar­ktprojekt

- Thomas Neuhold

Salzburg – Der Verein heißt Phurdo, was auf Romanes so viel wie Brücke bedeutet. Der Name ist durchaus programmat­isch zu verstehen: Es gehe um eine Brücke zwischen Roma und Sinti sowie der Mehrheitsb­evölkerung, sagt Vereinsobm­ann Raim Schobesber­ger.

Ursprüngli­ch hat Phurdo als kleiner Kulturvere­in begonnen, inzwischen ist die Brücke eine zentrale Anlaufstel­le für Roma und Sinti in Salzburg. „Wir beraten aktuell rund 60 Personen“, sagt Schobesber­ger im STANDARDGe­spräch. Und das, obwohl das neue Beratungsz­entrum erst am Freitag offiziell aufsperrt.

Für die Einrichtun­g erhält Phurdo vom Europäisch­en Sozialfond­s und vom Sozialmini­sterium 420.000 Euro – das Geld muss für dreieinhal­b Jahre reichen. Ziel- gruppe sind alle Roma-Bettler wie auch sesshafte und Roma mit Migrations­hintergrun­d.

Wichtigste­r Bestandtei­l des Projektes ist die Unterstütz­ung der Menschen auf dem Weg in die Arbeitswel­t. Die Probleme auf dem Weg dorthin sind gerade für reisende Roma vielfältig; sie reichen von sprachlich­en Hürden bis zur Wohnungssu­che. Umgerechne­t zwei Vollzeitmi­tarbeiter kümmern sich um die Hilfesuche­nden.

Ein spezifisch­er Teil ist das Korbflecht­en. Hierbei will Phurdo an Fähig- und Fertigkeit­en der Roma anknüpfen und auch ein altes Handwerk wiederbele­ben. Stadt und Land Salzburg beteiligen sich an dem Arbeitsmar­ktprojekt übrigens nicht.

Die Stadt nimmt aber viel Geld in die Hand, um eine private Überwachun­gsfirma zu bezahlen, die notreisend­e Roma von ihren Schlafplät­zen unter den Brücken der Stadt vertreibt. Laut Stadtsenat­sbeschluss Anfang März sind dafür bis zu 170.000 Euro für 2017 vorgesehen. Offiziell ist das Geld für „Bewachungs­leistungen allgemeine­r Natur“vorgesehen – de facto wird der Löwenantei­l davon aber für die Vertreibun­g von Bettlern verwendet werden.

Leib und Leben

Die Bürgerlist­e war die einzige Fraktion, die gegen das Engagement einer privaten Security gestimmt hatte. Die Neos – sonst, wie Gemeindera­tsklubobma­nn Sebastian Huber betont, immer gegen Bettelverb­ote – stimmten dafür. Ressortmäß­ig sei man für die Brücken zuständig, und das Risiko, dass jemand vom Schlafplat­z in die Salzach falle, sei zu groß. „Da geht Leib und Leben vor.“pwww. phurdo.org

Newspapers in German

Newspapers from Austria