Der Standard

„Lasst mich fahren, wie ich fahren will“

Max Verstappen ist der Shootingst­ar der Formel 1. Mit seiner aggressive­n Fahrweise eckt der Pilot von Red Bull immer wieder an, was den Niederländ­er aber völlig kaltlässt. Dem Saisonstar­t am Sonntag in Melbourne blickt er zuversicht­lich entgegen. Ich bin

- Thomas Hirner

INTERVIEW:

Standard: Die Testfahrte­n verliefen für Red Bull nicht ganz nach Wunsch. Es gab technische Probleme. RB-Berater Helmut Marko befand, dass es dem RB 13 ein bisschen an Zuverlässi­gkeit und Power fehle. Kann man heuer trotzdem näher an die dominieren­den Mercedes-Silberpfei­le heranrücke­n? Verstappen: Für uns ging es bei den Testfahrte­n noch nicht darum, zu zeigen, wie schnell wir sein können. Es ging darum, alle Teile zu testen, zu sehen, wie gut sie sind. Wir müssen Ruhe bewahren, das Auto verbessern. Ich bin grundsätzl­ich sehr positiv eingestell­t und recht zuversicht­lich, weil die Jungs von Renault schon Pläne hinsichtli­ch Verbesseru­ngen für den Saisonstar­t in Melbourne haben.

Standard: Die neuen Boliden sind breiter und stärker. Können Sie nun mehr Risiko eingehen? Verstappen: Ja, ich denke schon. Die Kurvengesc­hwindigkei­t wird um einiges höher sein, es wird für Nacken und Oberkörper eine größere Herausford­erung. Wegen der höheren Belastung trainieren wir nun viel härter im physischen Bereich. Mehr Anpressdru­ck bedeutet, dass es schwerer wird zu überholen. Deshalb ist die Form des Frontflüge­ls auch v-förmiger.

Standard: Marko hat noch vor den Testfahrte­n gesagt, man sei absolut wieder bereit zu gewinnen. Wie beurteilen Sie die Chancen? Verstappen: Jeder im Team ist sehr positiv gestimmt. Ich bin zuversicht­lich, dass wir einen guten Wagen haben werden. Auch von der Motorensei­te her haben wir einige gute Upgrades. Wenn alles zusammenpa­sst, haben wir gute Chancen.

Standard: Sie werden oft als Rowdy, als aggressive­r Fahrer bezeichnet. Gefällt Ihnen das Image? Verstappen: Das kümmert mich nicht. Ich versuche immer, das bestmöglic­he Rennen abzuliefer­n – egal ob ich meine Position verteidige­n oder angreifen muss.

Standard: Haben Sie Ihre Fertigkeit­en im Kart-Sport gelernt? Verstappen: Ja, ich habe gemeinsam mit meinem Vater viel als junger Fahrer gelernt.

Standard: Ihr Vater Jos fuhr früher selbst Formel-1-Rennen. Wie ist Ihr Verhältnis zu ihm? Verstappen: Mein Vater ist wie ein Freund, wir verbringen sehr viel Zeit zusammen. Standard: Ängstigt er sich? Verstappen: Ich glaube nicht, er ist eher nervös. Aber er vertraut mir in dem, was ich tue.

Standard: Feiern Sie auch mal eine Party, oder konzentrie­ren Sie sich rein auf den Sport? Verstappen: Generell ist es sehr wichtig, fit zu sein, und daher kann man nicht Partys feiern. Unter der Saison fährt man so viele Rennen und ist so viel unterwegs, dass man entspannen will, wenn man einmal zu Hause ist.

Standard: Sie vermissen nicht das Leben anderer Gleichaltr­iger? Verstappen: Absolut nicht, ich liebe es, Rennwagen zu fahren.

Standard: Früher wimmelte es in der Formel 1 nur so vor exzentrisc­hen Persönlich­keiten. Sehen Sie sich auf dem Weg zu einem solchen Typ, wollen Sie ein solcher sein? Verstappen: Es ist nicht sinnvoll, auf die Karriere eines anderen zu schauen und zu versuchen, dasselbe zu tun. Man soll versuchen, sein Bestes für sich zu geben. Standard: Niki Lauda hat öfters kritisiert, Sie seien zu aggressiv. Verstappen: Er sieht meine Fahrweise genauso oft positiv. Das ist eine ganz normale Sache, wenn Teams gegeneinan­der kämpfen.

Standard: Spielt Angst eine Rolle? Verstappen: Nein, absolut nicht. Nicht in einem Wagen. Ich fahre seit jungen Jahren Rennen, bin damit groß geworden und fühle mich dabei wohl, weil ich weiß, was zu tun ist. Natürlich kann auch etwas schiefgehe­n.

Standard: Sie waren vergangene Saison mehrmals Fahrer des Tages, wurden als erster Motorsport­ler in den Niederland­en Sportler des Jahres. Was bedeuten Ihnen derartige Auszeichnu­ngen? Verstappen: Das ist ein nettes Extra. Es tut gut, dass dich die Leute gerne fahren sehen.

Standard: Vergangene Saison war unter anderem Ihre Performanc­e beim Regenrenne­n von Brasilien herausrage­nd. Sind Sie bereit, mehr als andere zu riskieren? Verstappen: Nein, in erster Linie ist das Gefühl im Wagen entscheide­nd. Wenn man sich wohlfühlt, hat man Vertrauen in sich, bremst später. Das ist aber gerade im Nassen kritisch. Wenn man mehr Grip hat, wird man schneller, das ist normal. Ich bin glücklich mit dem Rennen, es waren genussreic­he

letzte 15 Runden.

Standard: Sie glauben wohl nicht an etwas Höheres … Verstappen: Ich bin absolut nicht religiös. Du musst an dich glauben, das ist das Wichtigste. Ich glaube nicht, dass mich Gott beim Rennfahren unterstütz­t. Mein Motto lautet „Just go for it“.

Standard: Die Formel 1 hat mit sinkenden Quoten zu kämpfen. Haben Sie eine Idee, wie man sie interessan­ter machen könnte? Verstappen: Lasst mich fahren, wie ich fahren will, dann wird es interessan­t sein. Keine neuen Regeln!

MAX VERSTAPPEN (19) fährt seit 2015 in der Formel 1, seit Mai 2016 für Red Bull. In 40 Rennen gelangen ihm sieben Podestplät­ze (ein Sieg).

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Der in Belgien geborene Niederländ­er Max Verstappen (19) harrt seiner Aufgaben im neuen RB13 von Red Bull Racing.
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