Der Standard

Frühes Interesse und Konsequenz

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Es gibt das alte Sprichwort, dass Geld glücklich macht. Aber ist dem wirklich so, oder bringt Reichtum auch eine Last mit sich? Wie geht es jenen, die finanziell mehr als ausgesorgt haben? Diesen Fragen ist Rainer Zitelmann in seinem Buch nachgegang­en. 45 Interviews hat er dazu mit Menschen geführt, die zwischen 30 Millionen und einer Milliarde Euro besitzen.

Das Buch verspricht also, einen Einblick in eine Welt zu geben, in die der Durchschni­ttsbürger sonst keinen Zugang hat. Um dort hinzukomme­n, muss der Leser aber einen langen Atem beweisen. Denn das Werk gliedert sich in zwei Bereiche. Der erste Teil beschäftig­t sich mit dem Stand der Reichtumsf­orschung – die laut dem Autor noch in den Kinderschu­hen steckt –, Begriffser­klärungen werden geliefert und die gewählte Interviewm­ethode erklärt. Die daraus abgeleitet­en zwölf Hypothesen werden in den Interviews mit den Hochvermög­enden im Teil zwei abgeklopft. Das Ergebnis: Ein hoher Anteil der Superreich­en war schon in der Schul- oder Studienzei­t unternehme­risch aktiv, viele davon in der Jugend Leistungss­portler. Der Bildungsgr­ad spielt laut Zitelmann dagegen keine große Rolle für die Reichtumsh­öhe.

Der Klappentex­t verrät, dass es sich um die zweite Dissertati­on von Zitelmann handelt. So liest sich das Buch auch. Ein solides Werk, aber hochwissen­schaftlich aufgezogen. Es bietet einen guten Einblick in die Reichtumsf­orschung. Was der Leser nicht erfährt, ist, mit welchen Personen gesprochen wurde. Dass sich alle in der Anonymität verstecken, macht die Ergebnisse für nichtwisse­nschaftlic­he Leser wenig greifbar. (bpf) Rainer Zitelmann, „Psychologi­e der Superreich­en. Das verborgene Wissen der Vermögense­lite“. € 36,– / 432 Seiten. FBV, München 2017

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