Der Standard

Verliebt, verlobt, verplant

Für den Job des Hochzeitsp­laners braucht es starke Nerven

- Sigrid Schamall

Wien– „Sie wissen gar nicht, was alles schiefgehe­n kann. Einmal ging das Sakko des Bräutigams kurz vor dem Jawort verloren, einmal kam die Hochzeitst­orte mit falschen Namen an.“Gabi Sochor istHo ch zeits plane rinder ersten Stunde. Noch lange bevor der Trend in Österreich richtig Fuß fasste, plante, organisier­te, betreute sie bereits Hochzeiten. Ein Beruf, der Qualitäten als Manager, aber auch als Psychologe, Ruhepol und vielleicht beste Freundin der Braut abverlange. Was in den USA schon längst als „trendy“und als Weddingpla­nner (WP) bekannt ist, schwappte erst vor wenigen Jahren als Profession nach Österreich über .„ Der Beruf derHoc hz eits planer in istm eh ral seine Hausfrauen nebenbesch­äftigung oder Rosen blüten zupf er ei ,“so Branchensp­recherin Angela Lindner von der Wirt schafts kammer Österreich (WKO). Der Beruf des WP stellt gewerberec­htlich ein freies Anmeldegew­erbe dar, angesiedel­t ist er inder Sparte Tourismus und Freizeit wirtschaft.

Neui stein Zertifizie­rungs programm, das gemeinsam mit der TÜV Austria erarbeitet wurde und in dieser Form ein europaweit­es Unikum darstellt. Zwei Qualitätss­tufen gibt es. Erforderli­ch für Stufe eins sind eineEvent management ausbildung ode rein Praktikum, drei Jahre Berufs erfahrung, mindestens 15 erfolgreic­h organi- sierte Hochzeiten sowie eine Prüfung, um es zum Junior-Weddingpla­nner zu schaffen. Ausgebilde­t wird entweder am Wifi und am BFI oder alternativ bei einem WP. Nach 50 Trauungen und mindestens sieben Jahren im Job winkt die Aufstufung zum Senior-Weddingpla­nner. Derzeit gibt es von Letzteren gerade einmal zwei Handvoll in Österreich. Die Gesamtzahl, also inklusive der freien Unternehme­r, wird von der WKO auf 120 bis 150 geschätzt. Genaue Daten kennt man für die noch junge Branche nicht, sie sollen nun aber erhoben und Mitte April bekanntgeg­eben werden.

Lieb und teuer

Im Jahr 2015 gab es in Österreich laut Statistik Austria 44.475 Hochzeiten. Mitgezählt werden dabei auch jene Brautpaare aus dem Ausland, die nach Österreich kommen, um zu heiraten. Tendenz steigend, so Lindner: Österreich habe alles außer das Meer und erfreue sich steigender Beliebthei­t. Das Honorar für einen WP sei dabei alles andere als einfach zu eruieren. Da gebe es die Komplettor­ganisation, Packages mit Teilorgani­sation, nur die Endbetreuu­ng und so weiter. Einige verrechnen auf Stundenbas­is, andere nach Prozenten des Gesamtbudg­ets, wieder andere nach Packages. Mit konkreten Zahlen tut sich die WKO schwer. Daumen mal Pi könne man jedoch mit 2000 bis 3000 Euro für eine Komplett- organisati­on rechnen. Ausreißer nach oben und unten gebe es immer. Dasselbe gelte für die Ansprüche und die – manchmal exotischen – Wünsche der Brautleute. Dreißig bis vierzig Partnerbra­nchen würden da schon einmal an Bord geholt, vom Floristen über den Grafiker bis hin zur Musikkapel­le. „Am großen Tag sind wir dann oft auch das Schutzenge­rl“, meint Sochor. Neben Notfallkof­fer mit Tacker und Nähzeug für den Fall, dass die Schleppe reißt, sind auch Blasenpfla­ster und Schminke nicht verkehrt. Improvisat­ionstalent und Stressresi­stenz stehen dann ganz oben auf dem Anforderun­gsprofil. Für den Job des Hochzeitsp­laners brauche es starke Nerven, Herz und Kraft. Für sie selbst seien am Tag der Tage fünf Minuten Sitzen das Maximum.

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Im Vordergrun­d steht das Brautpaar am angeblich schönsten Tag seines Lebens, im Hintergrun­d zieht der Hochzeitsp­laner die Fäden – immer öfter auch in Österreich.

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