ÖBB-Loks rollen doch noch in Ausschuss
Die Bahn bündelte ihre Triebfahrzeuge und verschönerte die Güterverkehr-Bilanz
Wien – Bis ein Bericht des Rechnungshofs (RH) im Nationalrat behandelt wird, können Jahre vergehen. Beim kritischen Bericht über Beschaffung und Disposition von Lokomotiven und Rollmaterial durch die ÖBB ist es heute, Donnerstag, so weit. Eineinhalb Jahre nachdem der Report ins Parlament kam, befasst sich der Rechnungshof-Ausschuss damit.
An den Schwachstellen hat sich seit der Einschau im Jahr 2014 nicht viel geändert. Wohl wurde die urgierte Konzernstrategie für Einsatz und Erneuerung der damals insgesamt 1654 Elektro- und Dieseltriebfahrzeuge bis 2035 entwickelt. Allerdings orderte die Staatsbahn auf Basis der bereits 2014 kritisierten Rahmenverträge mit Siemens weiteres Rollmaterial: neun Schnellzuggarnituren („Railjet“, vorgeblich für den Einsatz in Italien) und im Dezember noch schnell 64 Elektrotriebzüge des Typs Desiro ML („Cityjet“) – zusätzlich zu den in Auslieferung befindlichen 99 Cityjets.
Ganz immun ist die Staatsbahn gegen RH-Empfehlungen ist die Staatsbahn aber nicht. Sie drehte an den Zuständigkeiten für die Traktionsmaschinen, mit denen Railjets und Reisezugwagen ebenso wie Güterzüge gezogen werden, Die sind zwar nach wie vor zersplittert, aber es sind nur mehr sechs statt sieben ÖBB-Einheiten damit befasst. Denn eine Bereinigung fand statt: Die 70, einst aus steuerlichen Gründen in der Rail Cargo Wagon (RCW), einer Tochter der Gütersparte Rail Cargo Austria (RCA), geparkten TaurusLoks wurden in die für Traktion von Personen- wie Güterzügen und Lokführer zuständige ÖBBProduktion transferiert. In der ÖBB-Produktion war mit 302 Taurus-Loks bereits der Großteil der einst angeschafften 382 Hochleistungsstreckenloks; weitere zehn waren in der ungarischen RCATochter RCH (früher MávCargo).
Die ÖBB bestätigte den Transfer am Mittwoch auf Anfrage des STANDARD. „RCW-Austria ist für die Steuerung der Wagenflotte (also rund 21.500 Wagons) zustän- dig“, sagte ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder, sie verfüge über keine Lokomotiven mehr. Der Lokomotiv-Pool sei nun in der ÖBBProduktion.
Dieser Verlust an Anlagevermögen hat für die unter schwachem Güteraufkommen leidende RCA einen angenehmen Nebeneffekt: Sie konnte einen Buchgewinn einstreifen, der die Bilanz der unter hohen Kosten leidenden RCA zumindest auf dem Papier aufpoliert. Denn RCW musste die Lokomotiven ja nicht verschenken, sondern konnte sie zu einem Preis, der natürlich einem Drittvergleich auf dem freien Markt standhalten muss, konzernintern verkaufen.
Noch einen Vorteil hat der Verschub der Loks in die ÖBB-Produktion: Sie muss bis 2023 Eurofima-Kredite im Volumen von 70 Millionen Euro für die letzten, 2008 ausgelieferten Taurus-Loks stemmen, nicht mehr ihre Mütter Personen- und Güterverkehr (je 50 Prozent). Die dafür nötigen Haftungen kommen von der Republik.