Der Standard

Studie: „China- Schock“ließ in den USA viele Familien zerbrechen

Millionen Arbeiter verloren durch Konkurrenz aus China ihre Jobs

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Wien – Der Beitritt Chinas zur Welthandel­sorganisat­ion (WTO) hat in einigen Regionen der Vereinigte­n Staaten Familien zerstört, die Zahl der Geburten verringert und den Anteil der verarmten Kinder erhöht. Was auf den ersten Blick wie ein Auszug aus einem Propaganda­werk klingt, ist das Ergebnis einer Studie von einigen der renommiert­esten Ökonomen der USA.

Zur Erklärung: China ist 2001 der WTO beigetrete­n, damit sind viele Schranken im Handel zwischen den beiden Ländern gefallen. Die Exporte aus China haben schlagarti­g zugenommen, die Werkbank der Welt versorgte die US-Amerikaner mit billigen Schuhen, Fernsehern und Spielzeug.

US-Firmen, die diese Güter zuvor produziert­en, gingen reihenweis­e pleite. Unter dem Strich hat das die USA 2,4 Millionen Industriej­obs gekostet, wie die Autoren der neuen Studie bereits in einer älteren Arbeit berechnet haben. Der Verlust dieser Jobs trägt ihrer neueren Forschung zufolge einen gar nicht so kleinen Teil zu den sozialen Verwerfung­en bei, unter denen die USA seit einiger Zeit leiden.

So hat der Soziologe Robert Putnam in seinem Buch Our Kids vor zwei Jahren die schwierige soziale Lage der Arbeitersc­haft in den USA ins Rampenlich­t gerückt. Spätestens seit den Wahlen im Vorjahr sind sie in aller Munde. 70 Prozent der Kinder, deren Eltern maximal eine Pflichtsch­ule abgeschlos­sen haben, wachsen heute mit nur einem Elternteil auf, meist mit der Mutter.

Weniger zuverlässi­ge Väter

Der Studie der Ökonomen David Autor, David Dorn und Gordon Hanson zufolge hat auch der sogenannte „China-Schock“seinen Beitrag dazu geleistet. Weil er vor allem Männer getroffen habe und der Beruf eine wichtige Quelle für Ordnung im Leben ist, fallen sie immer öfter als verlässlic­he Väter aus. Wenn sie einen neuen Job finden, ist dieser oft unsicher und schlecht bezahlt. Das sorgt für Spannungen, unter denen Beziehunge­n zu leiden haben.

Der Anteil der verheirate­ten jungen Frauen ist laut der neuen Studie durch den „China-Schock“um etwa einen Prozentpun­kt gefallen, der Anteil der Teenager, die Eltern werden, ist um einen halben Prozentpun­kt höher und – das ist die stärkste Auswirkung – der Anteil der Kinder, die in Armut lebt, ist um 2,2 Prozentpun­kte gestiegen.

Die Autoren betonen, dass der zunehmende Handel mit China weder der einzige, noch der wichtigste Treiber der sozialen Probleme in den USA ist. Durch neue Technologi­en und die Globalisie­rung hat sich die Struktur der US-Wirtschaft stark verändert. Einfache, manuelle Jobs verschwind­en, für die Arbeit, die neu entsteht, reichen die Fähigkeite­n der Arbeitslos­en oft nicht aus.

China hielt seine Währung noch dazu über Jahre künstlich billig, was es für amerikanis­che Firmen schwierige­r machte, im Wettbewerb zu bestehen. Ein Umstand, auf den sich US-Präsident Donald Trump bis heute bezieht. Der von den USA dominierte Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) hält die Währung seit einiger Zeit aber nicht mehr für unterbewer­tet. (sat)

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Foto: AP Photo / John Minchillo Hat die Konkurrenz aus China zum Feind erkoren: US-Präsident Donald Trump.

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