Der Standard

Abheben mit Vielfalt

Matthias Naske über sein Konzerthau­s-Programm

- Ljubiša Tošić

Wien – Unter den qualitätsv­ollen Programmen, die das Wiener Konzerthau­s in der kommenden Saison präsentier­t, dürfte eine kleine Uraufführu­ng ironisch herausstra­hlen. Das Wienerlied­duo Die Strottern, das zu den Porträtkün­stlern der kommenden Saison zählt (wie auch Michael Schade, Cuarteto Casals, Barbara Hannigan, Antoine Tamestit und Daniil Trifonov), wird ein Auftragsli­ed schreiben – über das angespannt­e Subvention­sverhältni­s der Stadt Wien zum Konzerthau­s.

Möglich, dass darin Matthias Naske, Chef des Konzerthau­ses, vorkommt, er hadert ja sichtlich mit der Beziehung zum Subvention­sgeber: „Das Publikum trägt uns – die Stadt Wien ist es nicht. Zwölf Prozent öffentlich­e Unterstütz­ung sprechen doch für sich, der europäisch­e Durchschni­tt beträgt 45 Prozent. Das Jammern ist für mich nicht so lustig. Aber ich frage mich schon: Warum wacht die Politik nicht auf, und was will sie eigentlich?“

Ja, er ist frustriert, besonders über die Stadt Wien. Aber der Eigendecku­ngsgrad von rund 88 Prozent zeugt natürlich auch von guter Arbeit, davon, dass das Programm des Konzerthau­es immer besser angenommen wird. Rund 560 Eigenveran­staltungen und 59 Abozyklen werden 2017/18 angeboten, eine Sonderstel­lung hat dabei quasi Dirigent Teodor Currentzis, der einen eigenen, sehr bunten Zyklus zwischen Barock und Moderne gestaltet. Dessen Videobotsc­haft („Das Konzerthau­s ist das avantgardi­stischste Konzerthau­s in Europa“) will Naske nichts hinzufügen, außer heiter, dass man für diese natürlich „nichts bezahlt“habe.

Neben der Qualität der Vielfalt existiert aber auch das ganz konzentrie­rte monothemat­ische Angebot, das sich zur Vertiefung der anderen Art anbietet. Das Ensemble Cuarteto Casals wird alle BeethovenS­treichquar­tette spielen (16. und 25. 2. 2018). Alle neun Symphonien Beethovens wiederum geben die Wiener Symphonike­r, die Naske wegen ihres Niveaus lobt. Dass dieses Projekt schon im Musikverei­n zu erleben ist, beunruhigt Naske nicht: „Es gibt genug Leute in dieser Stadt, die sich interessie­ren – daher rührt auch der Charme, hier zu arbeiten.“Im Jazzbereic­h setzt man auf etablierte Bekannte: Es gastieren unter anderem Sängerin Diana Krall (18.9.) oder Chick Corea (23.11.) ebenso wie Wynton Marsalis (30.1.2018). Zu hören sind auch aus heimischer stilflexib­ler Küche die Formatione­n Federspiel, Mnozil Brass (neues Programm) oder Franui. Aus New Yorker reist dann aber auch die fulminante Multikulti­truppe Red Baraat an.

Naske will mit dem Programm „Musik zum Teil des Lebens der Leute machen“. Außerdem will er grundsätzl­ich „in einer Gesellscha­ft leben, in der Vielfalt als Qualität anerkannt wird“. Sein Programm trägt wohl dazu bei.

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Foto:APA Matthias Naske wundert sich über die Stadt Wien.

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