Vom Internet bis zu Ovid
Bilanz des Festivals Imagetanz 2017 im Brut-Theater
Wien – Zwei Ausgaben des Festivals Imagetanz – „image“wird hier französisch, nicht englisch ausgesprochen – hat Kurator Jacopo Lanteri im Brut-Theater programmiert, jetzt zieht er weiter nach Berlin. Die nächste Edition, voraussichtlich im Frühjahr 2018, wird Dramaturg Flori Gugger zusammen mit Brut-Leiterin Kira Kirsch gestalten. Das aktuelle, noch bis 25. März laufende Festival ist zu 95 Prozent ausgelastet.
Ein abschließendes Highlight steht noch bevor: Sleep Technique der italienischen Gruppe Dewey Dell, der Standard hat im Vorfeld über die Berliner Uraufführung berichtet. Zu den bisherigen Imagetanz-Höhepunkten zählten neben dem Eröffnungsevent The Inheritance am 3. März das Stück The Internet des schwedischen Choreografen Mårten Spångberg und das Duett We will figure it out des Wiener Duos Sööt/Zeyringer.
Bei drei weiteren Arbeiten konnte sich das Publikum davon überzeugen, dass es der jüngeren Choreografen-Generation in Österreich (wie anderswo übrigens auch) nicht ganz leicht fällt, künstlerisch und gesellschaftlich scharfe Positionen zu entwickeln.
Andrea Gunnlaugsdóttir präsentierte in Blank Blank eine performative Erzählung über ihre Begegnung mit einer Alzheimer-Patientin. Claire Lefèvre und Evandro Pedroni hatten viel Spaß an ihrer humorigen Auslotung des Verhältnisses zwischen Choreografin und Tänzer, die sie S/M (Stage/Made) nennen. Und Moritz Majce ging mit Sandra Man auf das ikonische Paar Narziss Echo los. Ovids metaphernreich aufgeladene Mythenfiguren erteilten diesem Zugriff eine glatte Abfuhr: sowohl Majces schleppender Performance als auch Mans manierierter Lyriklesung.
Gunnlaugsdóttir wiederum stellte sich dem Sujet ihrer Beobachtung etwas zu sehr in den Weg – das Dilemma einer an sich nebensächlichen Ich-Erzählerin, die ihrer karg dargestellten Gefühlswelt keine Intensität abzutrotzen vermag. S/M (Stage/Made) war lustig und ein bisserl bös. Das geht in Wien immer. Und weil dabei noch ein witziger Performer wie Pedroni mitmachte, konnte die Sache leicht in Klamauk ausufern. Da wäre durchaus mehr drin gewesen.
Insgesamt hat Imagetanz ein reichhaltiges Programm geboten. Es gab noch einige kleinere Performances und Try-outs, „Aufwärmübungen“fürs Publikum, Gespräche, Stammtisch und ein Anhängselprogramm in Oberwart. Alles erfreulich gut besucht. Der Kulturpolitik wäre demnach zu empfehlen, dass sie dem Brut-Theater für Imagetanz künftig ein Extrabudget zur Verfügung stellt. Noch bis 25. 3. pbrut- wien.at