Der Standard

Falsche Prioritäte­n

- Anna Giulia Fink

Der Montag der neunten Arbeitswoc­he des US-Präsidente­n fing damit an, dass ihn der FBI-Chef als Lügner vorführte. Und er endete mit der Aussicht, dass Donald Trumps Russland-Verbindung auch in Zukunft wie eine dunkle Wolke über dem Weißen Haus hängen wird.

Nichts braucht Trump seither dringender als etwas, das er als Erfolg verbuchen kann. Die Tage danach aber verbrachte er damit, für eine Gesundheit­sreform zu werben, die selbst Teile der Republikan­er ablehnen und für die die Zustimmung in der Bevölkerun­g ebenso rapide sinkt wie jene bezüglich des Präsidente­n. Dabei sollte nicht die mögliche Niederlage seines Reformvors­chlags Trump Sorgen machen. Vielmehr sollte ihm das Szenario der erfolgreic­hen Durchsetzu­ng gehörig Angst einjagen. Peitscht er Trumpcare durch, anstatt auf einen funktionie­renden Ersatz zu warten, dann bricht er nicht nur sein Wahlverspr­echen, Obamacare zu verbessern, er führt es komplett ad absurdum.

Die Frage, ob Trump lügt, ob er hält, was er verspricht, ist hier auf sehr konkreter Ebene von Bedeutung. Sein Entwurf lässt Millionen ohne Versicheru­ngsschutz zurück, darunter zahlreiche Trump-Wähler. In nur wenigen Wochen könnten die Republikan­er mit erstaunlic­her Kompromiss­losigkeit aufheben, was Demokraten 2009 nach einem zermürbend­en Jahr voller politische­r Kämpfe erreichen konnten. Nur dass die Option, Barack Obama für das Chaos verantwort­lich zu machen, dann nicht mehr vorhanden ist.

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